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Trotz Sanktionen: Meine faszinierende Kulturreise durch den Iran

Es war ein historischer Tag am Donnerstag. Der Iran erlaubte erstmals seit 40 Jahren wieder Frauen im Fußballstadion. Über 4000 Frauen erlebten das Fußballspiel ihrer Nationalmannschaft und feierten den 14:0 Sieg ihres Landes. Seit Jahren fällt mir zunehmend auf, dass sich die junge Generation der Frauen im Iran immer stärker in der Gesellschaft positioniert. Umso mehr bedauere ich die stets negative Berichterstattung über mein Heimatland. Daher lud ich Freunde und Geschäftspartner ein, sich ein Bild zu machen von dem faszinierenden Land und seiner Vielseitigkeit.

Auf mehrfachen Wunsch meines Netzwerkes habe ich eine eigene Kulturreise inklusive Programm angeboten und umgesetzt. Mit der Kulturreise wollte ich vor allem auch ein Zeichen gegen die verschärften Sanktionen setzten. Ob Visum, Flüge, Transfer, Hotels oder Sightseeing: Um das Organisatorische musste sich keiner der Reisenden kümmern. Die Agentur übernahm im Vorfeld wie auch während des Trips die gesamte Planung und Organisation der Reise. Die Route führte quer durch die schönsten Städte und Sehenswürdigkeiten Irans. Hierbei habe ich mich bewusst für eine weibliche Reiseführerin entschieden, um zu zeigen, dass die Emanzipation der Frauen im Land voranschreitet und der Iran sich im gesellschaftlichen Wandel befindet.

essen-im-iranVon diesen neuen Entwicklungen konnten sich die Reiseteilnehmer meiner neuntägigen Kulturreise persönlich überzeugen. Mit vollem Erfolg – meine Freunde und Geschäftspartner waren begeistert und konnten viele Vorurteile und Ängste überwinden (als Dankeschön habe ich sogar diesen pinken Koffer geschenkt bekommen, den ich in Deutschland in einen originalen Koffer umtauschen darf ;-). Sie finden, dass der Iran mehr als nur Politik, Vorurteile und Sanktionen zu bieten hat. Was denkt ihr über den Iran? Eine Frage, die meinen Teilnehmern häufig während der Reise gestellt wurde. Für Fabian Pianka von der Deutschen Welle stand die Antwort fest: „Iran ist ein großartiges Land mit herausragender Geschichte, inspirierender Kultur und faszinierenden Landschaften. Insbesondere aber hat mich die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen beeindruckt. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und ich bin sicher, dass ich zurückkommen werde“.
Mein großer Wunsch ist es, dass in Zukunft mehr und mehr Reisende regelmäßig den Iran besuchen und ihre negative Sichtweise gegenüber meinem Heimatland ändern. Dies gelang bei meiner Freundin Astrid Mörig bereits bestens. Sie zeigte sich besonders fasziniert von den weiblichen Fußballfans: „Die jungen Iranerinnen haben heute ein Zeichen für ihre Zukunft gesetzt und mich mit ihrem Mut und Gestaltungswillen zutiefst bewegt. Gerade als Frauen müssen wir in Europa diese Entwicklung unterstützen“. Ich stimme Astrid zu. Für die Iranerinnen ging es um viel mehr als nur um ein Fußballspiel. Es ist ein großer Erfolg im jahrzehntelangen Kampf gegen ihre Diskriminierung im Land.

Fabian Pianka ist der 2. v. r. und Astrid Mörig die 3. v. r.
Fabian Pianka ist der 2. v. r. und Astrid Mörig die 3. v. r.
Zusammenfassend ist der Iran ein Land der Gegensetze. Er beeindruckt durch Gastfreundschaft, Natur und Kultur. Kurzum: Die Erlebnisse, die man dort erlebt, sind allesamt eine Reise wert. Ich versuche immer wieder, Freunde und Bekannte dazu zu bringen, den Iran zu besuchen. Die nächste Reise, die ich anbieten werde, richtet sich exklusiv an Frauen und hat bereits großen Zuspruch gefunden. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne eine schöne Woche und hoffe, dass auch Sie den Iran bald bereisen werden und Sie sich ein persönliches Bild von der Kultur, Landschaft, Menschen und deren Denken und Sichtweisen machen können!
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Mehr starke Frauen, dafür setze ich mich ein

Männer schreiben Geschichte – Frauen ebenso. Ja, es gibt sie: Die Politikerinnen, Schriftstellerinnen und Forscherinnen, die unsere Welt verändert haben. Der Weg zur Selbstbestimmung und Emanzipation war allerdings lang. Doch Frauen wie Michelle Obama, Angela Merkel oder Hillary Clinton haben diesen Weg selbstbewusst und mutig bestritten und sind heute Vorbilder einer ganzen Generation. Ihr Humor, ihre Intelligenz und ihr Durchsetzungsvermögen sind beeindruckend. Ihre Reden einflussreich und bewegend. Es ist nicht zu leugnen, starke Frauen verdienen ihren Platz in der Geschichte.

Wenn man an den Begriff „stark“ in Kombination mit Frauen denkt, ist damit häufig assoziiert, dass Frauen das tun, was Männer immer tun. Stärke wird oft mit etwas Männlichem gleichgesetzt. Starke Frauen werden daher gerne als außergewöhnlich bezeichnet und stets als Ausnahme wahrgenommen. Stark sein heißt aber nicht, wie ein Mann zu sein. Weibliche Stärke kann meiner Meinung nach weder in der Angleichung noch in der Abgrenzung von männlicher Stärke begriffen werden. Es stellt sich also zunächst die Frage: Welche Eigenschaften zeichnen eine „starke“ Frau wirklich aus?

Eine starke Frau ist eine, die sicher ihren Weg geht, unbeirrt weiß was sie will und einfach das tut, was sie für richtig hält. Sie verfügt über ein natürliches Selbstbewusstsein und ein gesundes Selbstwertgefühl. Sie kennt ihren Selbstwert und vergleicht sich nicht ständig mit anderen. Vielmehr bricht sie aus vorgeschriebenen Bahnen aus. Das muss aber nicht immer spektakulär sein, es kann auch ganz unbemerkt im Privatem stattfinden. Denn sie ist unabhängig, insbesondere unabhängig von einem Mann. Mit einer Mischung aus hartnäckiger Professionalität und positiver Ausstrahlung setzt sie sich beinahe spielend auch in bekannten Männerdomänen durch.

Eine starke Frau ist außerdem liebenswert, empathisch und hilfsbereit. Sie hat keine Angst vor ihrer Emotionalität. Mit Mut und Mitgefühl trifft sie Entscheidungen und schreckt dabei nicht vor ihrer Endgültigkeit zurück. Sie verliert nie ihr Ziel aus den Augen und stellt sich schwierigen Situationen unbeeindruckt. Persönliche Rückschläge geht sie stets proaktiv an. Sie nimmt ihre Zukunft selbst in die Hand und lässt sich nicht auf die Opferrolle reduzieren. Für Misserfolge macht sie nicht die Außenwelt verantwortlich, sondern reflektiert ihr Handeln, auch mit dem Risiko eigene Fehler einzugestehen. Eine starke Frau kennt sich selbst am besten, innerliche Schwächen mit eingeschlossen. Trotz aller Kritik verliert sie allerdings nie die Nerven. Sie ist eine Steh-Auf-Königin und lässt den Kopf nicht hängen.

Der letzte Punkt einer starken Frau ist, dass sie sich über den Erfolg anderer, insbesondere anderer Frauen, freut. Eine wahrlich starke Frau steht anderen Frauen unterstützend und motivierend zur Seite. Kurzum: Starke Frauen machen andere Frauen stark. Sie sind Mentorinnen und überzeugen durch ihre Unabhängigkeit, ihren Mut und ihre Beharrlichkeit. Sie sind eine treibende Kraft und können etwas bewegen im Privatem sowie in der Berufswelt.

In vielen Artikeln wird darüber geschrieben, warum so wenige Frauen in Führungspositionen sind oder wie man weibliche Führungskräfte bekommt. Dieser Beitrag richtet sich daher in Anerkennung an alle Frauen, die bereits selbstbewusst durchs Leben gehen oder an solche, die es noch werden möchten. Starke Frauen sind bewundernswert, bewegen, inspirieren und machen Mut. Ich wünsche mir, dass jede Frau ihre starke Seite an sich entdeckt und sich dabei nicht von dem oft negativ konnotierten Wort Feminismus überwältigen lässt. Denn im Herzen sollten wir alle, ob Frau oder Mann, Feministen sein und starke Frauen unterstützen. Auf 2019, das Jahr der starken Frauen!

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Was ist Freiheit?

Zehntausende Menschen demonstrierten am Samstag in Russland für freie Wahlen und gegen Polizeigewalt. Sie gingen auf die Straße und riefen „Freiheit, Freiheit“, was eigentlich ungewöhnlich für Russland ist. Bilder wie diese, die um die Welt gehen, zeigen uns, dass „Freiheit“ nicht für alle Menschen selbstverständlich ist. Wer allerdings hierzulande von Freiheit spricht, erntet oft genug ausdruckslose Blicke. Ein Wort wie für die politische Rhetorik gemacht – denkt man. So sind wir uns dessen so sicher, dass die politische, wirtschaftliche und kulturelle Freiheit, die wir hier in Deutschland genießen, gesellschaftlich häufig als gegeben hingenommen wird.

Die Idee der Freiheit existiert bereits seit Jahrtausenden. Doch zu jeder Zeit verstanden die Menschen etwas anderes darunter. Für jeden Menschen hat Freiheit daher eine ganz persönliche Bedeutung. Grundsätzlich kann man sagen, wo kein Zwang ist, dort herrscht Freiheit. Wenn man selbst bestimmen kann, was man tut, ist man frei. Der Ursprung dieses Verständnisses liegt im Geist der Aufklärung. Freiheit bedeutet die individuelle Selbstbestimmung; frei von Zwängen und Unterdrückung das Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Freiheit gehört demnach zu den wesentlichen Grund-und Menschenrechten jeder modernen Demokratie. Aber völlige Freiheit ist damit nicht gemeint. Rechtsvorschriften begrenzen die Freiheit des Einzelnen, denn die Freiheit endet spätestens dort, wo die Freiheit des anderen bewahrt werden muss. Um das Gemeinwohl aller Bürger langfristig sicherzustellen, sollte jeder sich schließlich an Gesetze halten.

Wenn ich außerdem an meine persönliche Freiheit denke, stoße ich auf den Begriff der geistigen Freiheit. Geistesruhe, Achtsamkeit und Klarheit – der seltene Moment mal an nichts zu denken, ist ein wahres Glücksgefühl. Die Willensfreiheit ist die Grundlage für Toleranz und Anerkennung des Andersdenkenden. Ein buddhistisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „die Freiheit, du selbst zu sein, mit all deinen Ecken und Kanten – dein eigenes Leben zu verwirklichen, ist die größte Freiheit überhaupt.“

Sich frei zu fühlen bedeutet seinem Herzen zu folgen und das zu tun, was man will, ohne Verpflichtungen oder Rechenschaft ablegen zu müssen. Es ist der kurze Sein-Zustand, in dem wir unser Leben in vollen Zügen genießen und sich unsere Träume und Wünsche beinahe zu Gänze erfüllen. Dieser Sein-Zustand geht weit über die materielle Ebene hinaus. Wer innere Freiheit fühlt, hat gelernt loszulassen, hohen Erwartungen zurückzustellen sowie aufgehört es jedem recht machen zu wollen. Man selbst steht plötzlich im Mittelpunkt des Lebens, frei von Wertungen, Verurteilungen und Meinungen anderer.

 

Doch damit jeder sein Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten kann, müssen auch institutionelle Rahmenbedingungen erfüllt werden. Diese Errungenschaften unserer modernen Demokratie werden jedoch zu häufig übersehen. Denn die Welt, die wir kannten, hat sich verändert. Populisten und Nationalisten haben Zulauf. Die Identifikation mit dem demokratischen Rechtsstaat ist vielfach kein Selbstläufer mehr. Die jungen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in Ungarn, in Rumänien, in Polen und in Italien zeigen, dass demokratische Systeme leider keine selbsterhaltenden Überlebensgarantien mit sich bringen. Weltweit ist die Demokratisierung zum Stillstand gekommen und mehr und mehr Menschen leiden unter der Einschränkung der Menschen- und Bürgerrechte. Denken wir nur an die tausenden Flüchtlinge, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um endlich in Freiheit leben zu können – fernab von Diktaturen, in denen Menschen eingesperrt werden, wenn sie ihre Meinung sagen oder wenn sie sich für andere Bürger einsetzen, die unterdrückt werden. Wir als Europäer müssen entschlossener für mehr Freiheit, Menschen- und Bürgerrechte kämpfen.

Freiheit – eine Zusammenfassung

Freiheit ohne Kehrseiten wird es nie geben. Freiheit im 21 Jahrhundert hat viele Facetten. Freiheit ist Meinungsfreiheit, Willensfreiheit; Freiheit ist zu lieben und zu heiraten, wen man will. Freiheit ist Religionsfreiheit.
Die Freiheit, die wir in Deutschland schätzen gelernt haben, ist endlich und verletzlich. Sie erfordert eine ständige Diskussion und Achtsamkeit – wohl wissend, dass sie keine Selbstverständlichkeit ist. Jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen sie lebendig zu halten, sie zu schützen, ja sie sogar zu verteidigen. Das hier ist mein persönlicher Aufruf an die Freiheit; bevor uns schmerzlich bewusst wird, was wirklich Freiheit ist, weil wir sie de facto verloren haben.

 

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Mein offener Brief an Angela Merkel

Wie die meisten bereits wissen, betreue ich seit einigen Jahren Sami, “meinen” Flüchtlingsjungen aus Afghanistan. Seit kurzem kam ein weiterer junger Mann hinzu, Parviz aus dem Iran, der dort Ingenieur war. Anhand der beiden Männer sehe ich direkt, was in der Politik und Gesellschaft schief läuft – und da ich für klare Statements und Aufforderungen bekannt bin, habe ich die Bundeskanzlerin einfach mal direkt mit einem Brief kontaktiert. Ich bin gespannt, was als Rückmeldung zurückkommt! Wer den Brief im Vorlaut nachlesen möchte, findet ihn hier.

Wie auch bei Sami und Parviz wurde ich damals nicht etwa von der Politik zur Integration motiviert, sondern vielmehr durch Mentoren und vor allem meinem eigenen Willen! Wenn ich mit Sami über Integration spreche, stoßen wir immer recht schnell auf ein zentrales Stichwort: die Berufstätigkeit. Sami ist 19 Jahre alt, arbeitswillig und arbeitsfähig. Von Tag zu Tag langweilt er sich und wünscht sich, seinen Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten, anstatt auf staatliche Hilfsleistungen angewiesen zu sein. Doch solange sein Asylantrag nicht fertiggestellt ist (seit fünf Jahren ist dieser bereits in Bearbeitung!), wird Sami sich selbst – und uns Steuerzahlern – überlassen.  Daher habe ich die Bundeskanzlerin aufgefordert, berufliche Perspektiven für Flüchtlinge durch schlanke Prozesse und weniger Bürokratie zu schaffen. Ich bin nämlich der Meinung, dass die gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen wie Sami nur zeitgleich mit der beruflichen Integration stattfinden kann!

Deutschland ist ein Land mit einer starken Wirtschaftskraft, berufliche Perspektiven gibt es hier zu genügend. Aber der Fachkräftemangel ist bereits in vielen Regionen eine Wachstumsbremse! Uns fehlen Tausende von Pflegern, IT-Spezialisten, Ärzten, Bademeistern, Hotel- und Restaurant-Fachkräften und und und…  Doch warum werden diese Arbeitsstellen nicht an Flüchtlinge vermittelt oder warum werden Flüchtlinge nicht für diese Branchen ausgebildet? Warum werden Steuergelder jahrelang bereitwillig für Flüchtlinge ausgegeben und gleichzeitig vor allem junge Menschen davon abgehalten sich beruflich zu beweisen? Das jetzige System fördert nicht die Eigenständigkeit der Flüchtlinge, sondern ihre Bedürftigkeit und Schwarzarbeit! Denn nach eigener Einschätzung suchen vor allem junge Menschen immer wieder nach Beschäftigung und nehmen dafür sogar die Illegalität in Kauf. Zudem steht Rentnern, Geringverdienern und Hartz-4-Empfängern weniger Geld zur Verfügung als beschäftigungslosen Flüchtlingen. Da ist es doch kein Wunder, dass der Unmut der Bevölkerung wächst, oder?! Vor allem auch, wenn man hört, dass für viele Flüchtlinge Deutschland wirklich eine Art „Schlaraffenland“ ist, indem man fürs Nichtstun auch noch bezahlt wird. Parviz zum Beispiel stößt mit seinem Ehrgeiz bei anderen Neuankömmlingen auf Unverständnis! Ans Arbeiten denken sie laut Parviz nicht, im Gegenteil. Diese Entwicklung ist traurig und wird vielen Flüchtlingen nicht gerecht – aber genau deshalb muss die Politik etwas ändern!

Ich möchte also folgende Diskussion anstoßen: Warum wird Flüchtlingen hier zu Lande der Zutritt zum Arbeitsmarkt erschwert? Diese Frage hat weitreichende Implikationen, nicht nur für Sami und Parviz, sondern für all diejenigen, die ihr Schicksal in Deutschland selbst in die Hand nehmen möchten. Andere Länder wie die Schweiz oder Kanada haben es auch geschafft, Flüchtlinge effizient und zeitnah beruflich zu integrieren. In der Schweiz hat beispielsweise ein Asylantrag eine zeitliche Höchstdauer von neun Monaten. Sie sind ein Beispiel für uns und ein Zeichen, dass die Politik handlungsfähig sein kann!

Wir müssen endlich nachziehen – zum Glück gibt es bald wenigstens das längst überfällige Gesetz, das es erlaubt, Fachkräfte aus Drittländern an unbesetzte Stellen zu vermitteln. Ein guter Anfang, aber noch längst nicht alles.

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Diplomatie und fehlendes Handeln: Warum mich Politiker immer mehr langweilen!

Wie jedes Jahr war ich in den letzten Tagen in Berlin beim Wirtschaftstag und bei der Spargelfahrt der SPD (ja, richtig gelesen – ich bin meiner Partei fremdgegangen 😉 !). Die vorherrschenden Themen waren natürlich der aktuelle Politik-Überdruss bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der Rücktritt von Andrea Nahles, die Zukunft der GroKo und der Fall Rezo bzw. Fridays for Future. Und wissen Sie was? Ich habe mich mal wieder sehr über die Politiker geärgert!

Zunächst muss ich aber sagen, dass ich über eine Tatsache sehr glücklich bin – und zwar dass eine Frau als Präsidentin des CDU Wirtschaftsrats gewählt wurde. Astrid Hamker ist die neue Präsidentin und Friedrich Merz der Vizepräsident. Herzlichen Glückwunsch an der Stelle. Es ist auf jeden Fall an der Zeit, dass mehr Frauen an der Spitze stehen, unabhängig vom Wirtschaftsrat – und dafür setze ja auch ich als Mentorin und Coach mich schon lange ein.

Aber nun zurück zu den Politikern und worüber ich mich geärgert habe… Bei diesen Treffen gibt es natürlich jede Menge Reden. Beim Wirtschaftsrat hat zum Beispiel Annegret Kramp-Karrenbauer gesagt, dass wir mehr Mut und weniger Regulierung brauchen und einfach mal etwas ausprobieren müssen. Soweit so gut, aber warum sagen Politiker immer nur, was sie machen MÜSSEN und PLANEN und WOLLEN, statt es einfach mal zu machen? Die Reden und Forderungen finde ich mittlerweile einfach nur noch inhaltslos, jeder sagt das gleiche und ist austauschbar. Und während die anderen Teilnehmer alle applaudiert haben, wäre ich vor Langeweile fast eingeschlafen.

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Wer mich hingegen nicht langweilt ist Dr. Wolfgang Schäuble, ein Politiker den ich sehr schätze und der beim Wirtschaftstag die Ludwig-Erhard-Gedenkmünze in Gold erhalten hat. Ein inhaltlich und rhetorisch sehr starker Politiker, der sich auch nicht scheut, Kritik zu äußern: Er sagte, dass die Fridays for Future-Bewegung die Politik ganz schön unter Druck setzt und dass die Politiker – nicht die Jugendlichen – in der Pflicht sind, Antworten zu liefern, Mut zu haben und auch mal Risiken einzugehen. Und nicht nur die Fridays for Future-Bewegung, auch der Youtuber Rezo hat die Politiker ordentlich aufgemischt. Aber wie ich schon gesagt habe, statt einfach die Fehler in den eigenen Reihen zu suchen, halten sie Ausschau nach jemandem, dem sie den schwarzen Peter zuschieben können.

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Nach dem Wirtschaftsrat folgte abends die SPD-Spargelfahrt. Während hier sonst ausgelassene Feierstimmung herrscht, waren die Gesichter diesmal so lang wie Spargel 😉  Natürlich gab es auch hier viele Reden: Manuela Schwesig muntere die Teilnehmer mit den Worten „Nach dem Regen kommt die Sonne“ auf, Olaf Scholz forderte die Mitglieder auf, sich unterzuhaken – und Hubertus Heil prophezeite, dass es gleich wieder harten Spargel gibt. Und nicht nur harten Spargel, sondern harte Zeiten, denn auch bei den Reden wurde klar, dass die Politiker keinerlei Fehler eingestehen, sondern trotz des Debakels um die Europawahl und den Rücktritt von Andrea Nahles weiter so tun, als wäre alles gut. Mir fehlt, wie vielen anderen Bürgern auch, die Authentizität in der Politik. Wieso nicht mal Schuld eingestehen und zu Fehlern stehen? Und wieso die SPD der GroKo zugestimmt hat, kann ich bis heute nicht verstehen. Das macht die Partei meines Erachtens total unglaubwürdig.

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Was ich damit sagen möchte: Vielen Politikern fehlt es an Rückgrat und Individualität. Sie reden alle dasselbe und sagen immer nur, was sie tun müssen, statt zu handeln. Und deshalb wünsche ich mir, dass sie ihren Job ernster nehmen und nicht nur Diplomaten sind, die inhaltslose Phrasen von sich geben, sondern auch mal handeln!

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Wie geht es eigentlich Sami?

Wie wohl die meisten meiner Leserinnen und Leser wissen, habe ich vor einigen Jahren einen Flüchtlingsjungen aus Afghanistan kennengelernt – und ins Herz geschlossen. Der junge Mann heißt Sami und ist mittlerweile schon 19 Jahre alt! Viele fragen mich immer wieder, wie es eigentlich Sami geht, was er so macht und wie er sich integriert hat.

Sami hat sich sehr gut in Deutschland eingefunden und lebt inzwischen bei einer deutschen Familie, die sich gut um ihn kümmert. Obwohl er als Analphabet hierher kam, ist er mittlerweile ein sehr guter Schüler, der nicht nur super die deutsche Sprache beherrscht, sondern auch sehr gut schreiben und lesen kann. Er arbeitet neben der Schule, fängt bald eine Ausbildung an und ist gut integriert. Sami hat einen großen Freundeskreis, ist sehr sportlich und wie man auf dem Bild sehen kann, mittlerweile auch einen ganzen Kopf größer als ich! Ich bin sehr stolz auf „meinen Sohn“ und darauf, wie er sich entwickelt hat und wie weit er schon gekommen ist.

So wie ich, und auch viele anderen Menschen mit Migrationshintergrund, hat Sami hier die deutsche Bürokratie kennengelernt – und war damit natürlich heillos überfordert. Sein Aufenthaltsstatus ist „geduldet“, d.h. er kann (voraussichtlich) in Deutschland bleiben. Dass er einen Ausbildungsplatz hat, beeinflusst das ganze natürlich positiv. Der Weg hierhin war auf jeden Fall sehr lang und hart, es gab viele Termine mit Anwälten, Sozialarbeitern etc. Ich kann nur von Glück sagen, dass Sami mich und seine „Zieh-Familie“ hat. Alleine würde man durch den ganzen Bürokratie-Dschungel nicht durchblicken.

Umso wichtiger ist es mir, dass sich noch mehr Menschen engagieren. Denn rückblickend war es für Samis Entwicklung und Integration sehr wichtig, dass ich ihn unter meine „Fittiche“ genommen habe, denn ich habe ja selbst eine ähnliche Geschichte. Auch ich war hier ohne Eltern in einem fremden Land – aber ich hatte glücklicherweise nicht nur Ehrgeiz und Biss, sondern auch die richtigen Vorbilder und Mentoren.

Ich sage es immer wieder, wie wichtig solche Bezugspersonen für Neuankömmlinge sind. Es ist nicht nur wichtig, dass sie die Sprache lernen, sondern auch die Sachen lernen und verstehen, die für uns total naheliegend sind. Zum Beispiel, dass man bei rot an der Ampel stehen bleibt, dass Frauen hier eine ganz andere Rolle spielen und welche Gesetze und Regeln es hier gibt. Aber auch, welche Werte es hier gibt – wie Disziplin, Toleranz, Ehrlichkeit, Solidarität, Gleichberechtigung, Offenheit und Respekt. Sami hat diese Werte mittlerweile verinnerlicht und sehr zu schätzen gelernt!

Ich versuche immer wieder, Freunde und Bekannte dazu zu bringen, jugendliche Flüchtlinge zu unterstützen und ihnen als Mentor zu dienen. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne ein schönes Wochenende und hoffe, dass auch Sie Mentor für ein Flüchtlingskind werden!

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Happy Nouruz und ein tolles neues Jahr!

Der persische Kulturkreis hat gestern den Beginn des neuen Jahres, 1398, gefeiert. Nouruz ist der Name unseres Neujahrs- und Frühlingsfestes und setzt sich zusammen aus den Wörtern „Neu“ und „Tag“. Das Fest ist für uns genauso wichtig wie Weihnachten und Silvester und wird traditionell mit Familie und Freunden gefeiert. Als ich meinen Mitarbeitern gestern davon erzählt habe, kamen wir auf das Thema, wie viele verschiedene kulturelle Bräuche es gibt, die man nicht kennt. Deshalb gibt es nun einen kleinen Informationsbeitrag zu unserem Fest.

Nouruz läutet für uns den Anfang des Frühlings ein. Glücklicherweise passt es dieses Jahr zu den herrlichen Temperaturen! Im letzten Jahr hat es geschneit, daran erinnere ich mich noch sehr gut… Aber passend zum Frühling wird ca. vier Wochen vor Nouruz das Haus bzw. die Wohnung symbolisch von allem Alten und Verstaubten befreit und mit einem Frühjahrsputz auf die neue Jahreszeit vorbereitet.

Am letzten Mittwochabend des „alten Jahres“ springen wir (tatsächlich!) über ein kleines Feuer. Dieser Sprung soll einem Glück und Gesundheit bringen. Metaphorisch lässt man alles Negative hinter sich – ein schöner Gedanke, wie ich finde!

Der wichtigste Teil des Nouruz-Festes ist das Schmücken der Tafel mit sieben Dingen, die mit dem weichen „S“ des persischen Alphabets beginnen. Außerdem stehen auf der Tafel: rot gefärbte Eier für Fruchtbarkeit, eine Hyazinthe für Freundschaft, Münzen für Reinheit und ein Spiegel für Ehrlichkeit.

Ich liebe diese Bräuche und Traditionen und ich freue mich, dass auch meine deutschen Töchter, meine deutschen Freunde und mein deutscher Partner diese Kultur schätzen, feiern und Spaß daran haben! Passend zu Nouruz, dem „neuen Tag“ und „Alles wird neu“ finde ich es wichtig, offen für neue Kulturen, Bräuche und Traditionen zu sein. Nur so erweitert man den eigenen Horizont!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen ein glückliches Jahr, Friede, Glück und Gesundheit für alle, die uns nahestehen. Har Ruzetan Nouruz, Nouruzetan Piruz („Jeder Tag soll ein neuer Tag sein, und der Tag möge gesegnet sein“) [هر روزتان نوروز, نوروزتان پیروز]

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Zum Weltfrauentag!

Ich bin gerade auf der ITB und hier in Berlin ist er seit diesem Jahr ein offizieller Feiertag: Der Weltfrauentag.

Es ist wichtig, dass wir Frauen ihn nutzen, um uns für die weniger starken Frauen einzusetzen. Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Frauen, die weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen und die in Vorständen und Führungsrollen immer noch vermisst werden! Wer mich schon länger verfolgt, weiß, dass ich oft in Podien oder TV-Sendungen die einzige Frau unter vielen Männern bin. Das muss sich ändern und dafür kämpfe ich schon seit Jahren.

Meine Mission ist, dass Frauen ihr volles Potential erkennen und ausleben. Ich will, dass sie ihren Lebensinhalt und ihr Glück nur von sich und nicht ihren Partnern abhängig machen. Das gebe ich meinen Mitarbeiterinnen, Freundinnen und meinen beiden Töchtern mit auf ihren Weg. Ich möchte, dass sie das Frausein leben und selbständig auf ihren eigenen Beinen stehen.

Erst letztens hat meine 18-jährige Tochter ein Posting verfasst, in dem sie klar sagt, dass man sich als Frau nicht von einem Mann abhängig machen soll. Sie denkt in dieser Hinsicht schon weiter als die meisten anderen Frauen und es macht mich stolz, dass ich nicht nur für sie, sondern  für so viele Frauen ein Vorbild sein kann.

Denn immer noch wird von uns Frauen erwartet, dass wir Kinder bekommen und gute Ehefrauen werden. Dass wir dem Mann den Rücken stärken und schön angepasst unser Leben leben. Das ist auch völlig ok – wenn man es möchte! Für mich war schon immer klar, dass Karriere für mich genauso wichtig ist. Ich komme aus einer Männerdomäne, habe Bauwesen studiert und jahrelang auf Baustellen gearbeitet. Und auch als Agenturchefin bin ich oft die einzige Frau unter vielen Anzugträgern, denn meine Kunden sind oft konservativ und kommen aus der Politik und Wirtschaft. Und doch wissen alle, die mich kennen, dass ich meinen Mann stehe!

Perspektivisch wird die Gleichberechtigung immer mehr: Heute können auch Männer Erziehungsurlaub nehmen – das wäre vor ein paar Jahren undenkbar gewesen! Und nicht nur das, heute dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten oder mit einem dritten Geschlecht aufwachsen. Unsere Möglichkeiten werden immer größer. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass viele Frauen jahrelang dafür gekämpft haben.

Und auch das werde ich machen und hoffentlich eines Tages dazu beitragen, dass in meinem Heimatland (und anderen Ländern) Frauen nicht mehr so unterdrückt werden.

Also, liebe Frauen: Ich ziehe den Hut vor euch allen. Vor euch, die ihre Kinder alleine aufziehen. Ich ziehe ihn vor allen Single-Frauen, die lieber alleine, als mit dem falschen Mann zusammen sind und auch vor allen Ehefrauen, die ihr Glück nicht von ihrem Partner abhängig machen. Und natürlich ziehe ich ihn vor den arbeitenden Müttern, die genau wie ich manchmal mit einer Hand E-Mails schreiben, mit der anderen Hausaufgaben korrigieren, Windeln wechseln, Suppe kochen oder trösten.

Wir sind die wahren Superheldinnen auf diesem Planeten und wir würden vermutlich sogar den gefürchteten Männerschnupfen überleben…! 😉

In diesem Sinne wünsche ich allen Frauen dieser Welt die Liebe, den Respekt, den Erfolg, die Chancengleichheit und die sexuelle Selbstbestimmung, die ihnen zusteht! #روززن

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Mein Motivationsvortrag vor 120 Frauen

Bereits im letzten Jahr ereilte mich eine Anfrage von „uTe“ – nein, dabei handelt es sich nicht um eine Freundin, die so heißt, sondern um das „Unternehmerinnen Netzwerk Erftstadt“. Dieses ist ein lokales Netzwerk und bringt Unternehmerinnen zusammen. Am 31.01.2019 haben sie mit über 120 Gästen das neue Jahr eingeläutet und mich als Referentin in die wunderschöne Burg Konradsheim zu ihrem Neujahrsempfang eingeladen.

Unter dem Motto „Wer nie abbiegt, bleibt auf der Strecke“ habe ich also einen sehr emotionalen und motivierenden Vortrag gehalten und viel positiven Zuspruch bekommen. Alle haben geklatscht und gejubelt.

In meinem Vortrag habe ich viel darüber erzählt, wie ich alleine aus dem Iran nach Deutschland kam, wie mir immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt wurden. Wie ich an der deutschen Bürokratie verzweifelt bin (und immer noch verzweifle) und wie ich alle Hürden gemeistert habe. Es war eine sehr emotionale Rede, die aus meinem tiefsten Inneren kam.

Wer mich schon länger verfolgt, weiß, dass Frauen mir sehr am Herzen liegen und dass ich es liebe, Frauen zu motivieren. Denn obwohl Frauen heutzutage theoretisch alle Möglichkeiten haben, liegen sie meist noch weit hinter den Männern. Ob in Vorständen, Gremien oder bei Podien. Auch ich bin meist die einzige Frau unter vielen Männern (http://emitispohl.de/starke-frauen-und-warum-sie-oft-alleine-im-rampenlicht-stehen). Deshalb finde ich es umso wichtiger, Frauen zu ermutigen und sie dazu zu bewegen, mehr aus sich zu machen und ihr Potential voll auszuschöpfen. Continue Reading…

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Die Zeit des Spendens…

Die Weihnachtszeit ist eine Zeit des Teilens, des Schenkens und des Spendens. Gerade in der besinnlichen Zeit denke ich viel an die bedürftigen Familien aus dem Iran. Mehrere Familien unterstütze ich bereits seit einigen Jahren, es sind Kinder und Erwachsene, die teilweise nicht mal eine warme Mahlzeit pro Woche bekommen,  zu Mehreren auf wenigen Quadratmetern leben oder todkrank sind. Es sind Geschwister, die entweder keine Schuhe haben oder die sich ihre Schuhe untereinander teilen müssen.
Vor ca. einem Jahr habe ich mich besonders in eine Familie verliebt. Die Mutter, Analphabetin, ist alleinerziehend. Der Vater ist vor Jahren verschwunden, ob freiwillig oder ob er Opfer eines Verbrechens wurde, weiß man nicht. Die Mutter zieht also drei Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen, alleine groß. Die Kinder sind mir besonders ans Herz gewachsen, ich unterstütze sie, wo ich nur kann: Schulbildung, Lebensmittel, Textilien… Letztes Jahr habe ich eine Wohnung für sie angemietet, da sie davor zum Duschen und für den Toilettengang rausgehen mussten. Und das auch bei Minusgraden und in der Dunkelheit! Jetzt haben sie sanitären Anlagen in der Wohnung und leben zu viert auf 50 qm. Sie schlafen auf dem Teppich, haben keine richtige Betten, Kissen und Decken. Sie haben auch keine Schreibtische. Der Junge ist Fußballfan, also haben mein Freund und ich ihm letztes Mal einen FC Bayern-Fußballball mitgebracht. Er hat sich so gefreut und seine Augen haben gestrahlt!

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Also wurde ich Patin dieser drei liebenswerten Kindern, meinen Kindern aus dem Iran. Ich habe sowohl dieses als auch letztes Jahr den Geburtstag des jüngsten Mädchens mit ihnen zusammen gefeiert. 10 Jahre wird sie heute alt. Für alle, die sich wundern weil ich ja gerade nicht dort bin: Im Iran gibt es die Gewohnheit, Geburtstage vorzufeiern, wenn man sich am eigentlichen Tag nicht sieht. Ich habe dem Geburtstagskind einen Kuchen gekauft. Es war ihr allererster Kuchen und das erste Mal, dass sie Kerzen ausgepustet hat. Wir sind auch gemeinsam in eine Mall gefahren, damit sie sich notwendige Dinge kaufen konnten. Dort hat sie Fahrstühle und Rolltreppen mit offenem Mund angesehen – das kannte sie alles nicht. Und ich habe sie alle zum Pizzaessen eingeladen. Es war so herzerwärmend, wie sie dieses Essen, was für uns so selbstverständlich und überall greifbar ist, genossen haben. Sie haben sogar an Ketchup-Päckchen geleckt, weil sie den Geschmack nicht kannten und toll fanden.

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Die Kinder sind auch für Kleinigkeiten so dankbar. Und obwohl sie selbst nichts haben, geben sie total viel. Sie bieten mir immer Essen an, obwohl der Kühlschrank leer ist und nicht mal sie davon satt werden würden. Sie haben mich auch am Flughafen überrascht, als ich gelandet bin und mir Blumen mitgebracht. Dort haben sie auch das erste Mal Flugzeuge gesehen, welche sie vorher nur aus Filmen kannten.
Die Familie ist so selbstlos, viel selbstloser als die meisten Menschen, die viel Geld haben. Jedes Mal, wenn ich sie frage, was sie sich wünschen, antworten sie, Gesundheit für ihre Mutter und für mich, damit wir weiterhin für sie sorgen können. Sie wünschen sich also nicht einmal etwas für sich selbst.
Wer mir auch sehr ans Herz gewachsen ist, sind die leprakranken Kinder. Ich besuche sie immer wenn ich im Iran bin und jedes Mal wird ihr Gesundheitszustand schlechter. Auch sie versuche ich mit Medikamenten, kleinen Spenden und Gesten glücklich zu machen.

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Es ist schade, dass man immer nur an Weihnachten an kranke, arme, obdachlose und bedürftige Menschen denkt. Es wäre mein Herzenswunsch, wenn man diese Menschen an 365 Tagen im Herzen hat und ihnen hilft. Selbst mit einem Euro – davon kann eine zweiköpfige Familie zwei warme Mahlzeiten bekommen! Ich persönlich finde die Facebook Spendenaufrufe lästig, deshalb mache ich es auf diesem Weg. Wer also mehr über die bedürftigen Familien dort erfahren möchte, kann mir gerne auf meiner Facebook-Seite eine Nachricht senden. Und neben Spenden freue ich mich auch darüber, wenn jemand Kleidung, Schulsachen, Spielzeuge, Schuhe etc. abzugeben hat, die ich dann mitnehmen kann.

Ich weiß, es gibt auch in Deutschland und auf der ganzen Welt bedürftige Familien und arme Kinder. Mein Papa hat immer gesagt „Wo willst du denn anfangen?“ und ich habe bei diesen Familien angefangen. Denn sie geben mir viel und es ist mir wichtig, sie gerade im Bereich Bildung zu unterstützen. Wenn ich dort leben würde, würde ich ihnen jeden Tag helfen.
Das größte Geschenk tragen wir bereits in uns: Liebe und Mitgefühl. Das ist unser größtes Gut und unbezahlbar. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!