Ich bin oft zu Gast bei Podiumsdiskussionen und Talkshows und merke immer wieder, dass ich dabei oft die einzige Frau bin. Auch bei „Menschen bei Maischberger“ am Mittwoch war ich – neben Frau Maischberger natürlich – alleine unter fünf Männern.
Das Thema der Sendung war passenderweise auch eines, das mir am Herzen liegt: Die Sicherheit der Frauen. Seit der Silvesternacht habe natürlich auch ich meine Bedenken. Über die Medien bekommt man viele Vorfälle mit. Ich habe Bauchschmerzen, meine beiden Töchter alleine mit der Bahn fahren zu lassen, hole sie lieber ab, wenn sie länger unterwegs sind. Ich habe für sie und mich Pfefferspray besorgt, das gibt mir ein besseres Gefühl, auch wenn ich natürlich hoffe, dass keine von uns jemals dieses Spray benutzen muss. Diese subjektive Angst kann mir keiner nehmen und auch der Staat hat immer noch kein Konzept, mit gewaltbereiten oder straffälligen Männern, ob Einwanderern oder Deutschen, umzugehen. Deutschland ist für mich kein sicheres Land mehr, aber das soll heute gar nicht Thema meines Beitrags sein.

Kommen wir zurück zu Frauen, die allein unter Männer sind: Bei meinem Vortrag auf den motio-Netzwerktagen heute war ich wieder die einzige Frau unter zehn Männern. Und auch die Zuhörer waren fast nur Männer. Natürlich war ich im Vorfeld nervös, ich bin schließlich keine gelernte Rednerin, aber die Resonanz war überwältigend. Vor allem hat es mir geschmeichelt, die Bühne u.a. mit Herrn Prof. Dr. Zuse, Dozent und Buchautor, zu teilen. Er hat seinen Vortrag sogar unterbrochen, um mir zu schmeicheln: Es wäre schwer, das Publikum nach mir noch zu fesseln. Darüber muss ich schmunzeln, es freut mich natürlich, wenn ich Menschen begeistern kann! Und dieses Kompliment gebe ich gerne an ihn zurück. An dieser Stelle danke ich auch herzlich RA Achim Carius, dem Veranstalter der motio-Netzwerktage und freue mich, dass er wegen der sehr männerlastigen Runde keinen Shitstorm über sich ergehen lassen musste.


2017 ist nämlich genau das meinem Team und mir passiert, denn beim Cologne Business Day hatten wir bis auf eine Referentin nur männliche Speaker. Der Aufschrei war groß, mein Team und ich würden keine anderen Frauen tolerieren oder uns bedroht fühlen. Dabei stimmt das natürlich nicht! Ich fördere und unterstütze Frauen. Für mich sind sie keine Bedrohung oder Konkurrenz, im Gegenteil. Starke Frauen habe ich schon immer bewundert, obwohl meine Mentoren tatsächlich allesamt Männer waren: Mein Vater, mein langjähriger Kunde und mein erster Chef.
Doch wie kommt es, dass wir auch heutzutage noch über Frauenquote sprechen und es in den obersten Ebenen kaum Frauen gibt? Wie kommt es, dass sich mehr Männer um Vortragsslots bewerben und es generell mehr Referenten als Referentinnen gibt? Werden Frauen vielleicht nur übersehen, wenn es um die Besetzung von Podien oder Sendungen geht?
Unsicherheit
Aus meiner Erfahrung trauen sich viele Frauen leider wenig zu. Sie trauen sich vielleicht nicht zu ihrer Meinung oder im Rampenlicht zu stehen. Nachdem ich beim Cologne Business Day 2017 dazu aufgerufen habe, dass sich mehr Frauen bei uns um die Speakerslots bewerben sollen, war der Andrang in diesem Jahr glücklicherweise sehr groß, sodass wir die Qual der Wahl hatten. Mit den vielen Frauen im Programm dachten wir also, alles richtig gemacht zu haben – bis ich eine bekannte Feministin (die auch bei dem Shitstorm 2017 natürlich ganz vorne mit dabei war) gefragt habe, ob sie nun glücklich sei. Sie antwortete nur, dass die Bühne ihr zu männlich sei, hier war ich neben meinen Gästen, dem Gastgeber und Moderator doch wieder die einzige Frau. Man kann es einfach nicht allen Recht machen 😉 Aber was ich damit sagen will: Es braucht mehr Unterstützung, um das Selbstbewusstsein mancher Frauen zu stärken. Denn jede Frau kann stark sein, manche mehr im Privatleben, manche mehr im Beruflichen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Es ist Einstellungssache, ob man Familie oder Beruf oder beides möchte. Heutzutage ist beides noch viel mehr als früher möglich. Die Frau muss nicht mehr zu Hause bleiben, sie kann aber natürlich. Glücklicherweise wird vielen Frauen die Selbstverwirklichung immer wichtiger, so individuell sie auch definiert werden kann. Dennoch ordnen sich viele Frauen unter, meistens auch, weil sie weniger als der Mann verdienen und bleiben nach der Schwangerschaft zu Hause, finden nur schwer wieder in den Beruf. Männer hingegen ziehen ihr Ding durch und können das mit einer Frau, die ihnen den Rücken stärkt, natürlich umso besser. Für mich war schon immer klar, dass ich beides möchte: Familie und Karriere. Ich habe trotz Schwangerschaft noch Termine wahrgenommen und war die letzte, die das Büro verlassen hat. Mein damaliger Chef hat mir ein Homeoffice eingerichtet und wenn es damals Smartphones gegeben hätte, hätte ich meine Mails wahrscheinlich noch während der Geburt beantwortet.
Zu wenig weibliche Vorreiterinnen und Vorbilder
Diese These ist natürlich gewagt, gerade in Deutschland mit unserer Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir in der obersten Managementriege zu wenige Frauen haben oder dass über die Frauen, die es geschafft haben, zu wenig berichtet wird. Deshalb freue ich mich über jede, die in mir eine Art Vorbild oder Mentorin sieht – sei dies bei meinen Mitarbeiterinnen, Freundinnen, Bekannten oder völlig unbekannten Frauen der Fall. Gerne nehme ich deshalb auch Anfragen an, meine Lebensgeschichte vor Publikum zu präsentieren, obwohl ich keine gelernte Referentin bin. Aber wenn ich auch nur eine Frau motivieren oder inspirieren kann, habe ich meine Pflicht erfüllt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen (und Lesern 😉) ein schönes Wochenende.