Die Weihnachtszeit ist eine Zeit des Teilens, des Schenkens und des Spendens. Gerade in der besinnlichen Zeit denke ich viel an die bedürftigen Familien aus dem Iran. Mehrere Familien unterstütze ich bereits seit einigen Jahren, es sind Kinder und Erwachsene, die teilweise nicht mal eine warme Mahlzeit pro Woche bekommen, zu Mehreren auf wenigen Quadratmetern leben oder todkrank sind. Es sind Geschwister, die entweder keine Schuhe haben oder die sich ihre Schuhe untereinander teilen müssen.
Vor ca. einem Jahr habe ich mich besonders in eine Familie verliebt. Die Mutter, Analphabetin, ist alleinerziehend. Der Vater ist vor Jahren verschwunden, ob freiwillig oder ob er Opfer eines Verbrechens wurde, weiß man nicht. Die Mutter zieht also drei Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen, alleine groß. Die Kinder sind mir besonders ans Herz gewachsen, ich unterstütze sie, wo ich nur kann: Schulbildung, Lebensmittel, Textilien… Letztes Jahr habe ich eine Wohnung für sie angemietet, da sie davor zum Duschen und für den Toilettengang rausgehen mussten. Und das auch bei Minusgraden und in der Dunkelheit! Jetzt haben sie sanitären Anlagen in der Wohnung und leben zu viert auf 50 qm. Sie schlafen auf dem Teppich, haben keine richtige Betten, Kissen und Decken. Sie haben auch keine Schreibtische. Der Junge ist Fußballfan, also haben mein Freund und ich ihm letztes Mal einen FC Bayern-Fußballball mitgebracht. Er hat sich so gefreut und seine Augen haben gestrahlt!
Also wurde ich Patin dieser drei liebenswerten Kindern, meinen Kindern aus dem Iran. Ich habe sowohl dieses als auch letztes Jahr den Geburtstag des jüngsten Mädchens mit ihnen zusammen gefeiert. 10 Jahre wird sie heute alt. Für alle, die sich wundern weil ich ja gerade nicht dort bin: Im Iran gibt es die Gewohnheit, Geburtstage vorzufeiern, wenn man sich am eigentlichen Tag nicht sieht. Ich habe dem Geburtstagskind einen Kuchen gekauft. Es war ihr allererster Kuchen und das erste Mal, dass sie Kerzen ausgepustet hat. Wir sind auch gemeinsam in eine Mall gefahren, damit sie sich notwendige Dinge kaufen konnten. Dort hat sie Fahrstühle und Rolltreppen mit offenem Mund angesehen – das kannte sie alles nicht. Und ich habe sie alle zum Pizzaessen eingeladen. Es war so herzerwärmend, wie sie dieses Essen, was für uns so selbstverständlich und überall greifbar ist, genossen haben. Sie haben sogar an Ketchup-Päckchen geleckt, weil sie den Geschmack nicht kannten und toll fanden.
Die Kinder sind auch für Kleinigkeiten so dankbar. Und obwohl sie selbst nichts haben, geben sie total viel. Sie bieten mir immer Essen an, obwohl der Kühlschrank leer ist und nicht mal sie davon satt werden würden. Sie haben mich auch am Flughafen überrascht, als ich gelandet bin und mir Blumen mitgebracht. Dort haben sie auch das erste Mal Flugzeuge gesehen, welche sie vorher nur aus Filmen kannten.
Die Familie ist so selbstlos, viel selbstloser als die meisten Menschen, die viel Geld haben. Jedes Mal, wenn ich sie frage, was sie sich wünschen, antworten sie, Gesundheit für ihre Mutter und für mich, damit wir weiterhin für sie sorgen können. Sie wünschen sich also nicht einmal etwas für sich selbst.
Wer mir auch sehr ans Herz gewachsen ist, sind die leprakranken Kinder. Ich besuche sie immer wenn ich im Iran bin und jedes Mal wird ihr Gesundheitszustand schlechter. Auch sie versuche ich mit Medikamenten, kleinen Spenden und Gesten glücklich zu machen.
Es ist schade, dass man immer nur an Weihnachten an kranke, arme, obdachlose und bedürftige Menschen denkt. Es wäre mein Herzenswunsch, wenn man diese Menschen an 365 Tagen im Herzen hat und ihnen hilft. Selbst mit einem Euro – davon kann eine zweiköpfige Familie zwei warme Mahlzeiten bekommen! Ich persönlich finde die Facebook Spendenaufrufe lästig, deshalb mache ich es auf diesem Weg. Wer also mehr über die bedürftigen Familien dort erfahren möchte, kann mir gerne auf meiner Facebook-Seite eine Nachricht senden. Und neben Spenden freue ich mich auch darüber, wenn jemand Kleidung, Schulsachen, Spielzeuge, Schuhe etc. abzugeben hat, die ich dann mitnehmen kann.
Ich weiß, es gibt auch in Deutschland und auf der ganzen Welt bedürftige Familien und arme Kinder. Mein Papa hat immer gesagt „Wo willst du denn anfangen?“ und ich habe bei diesen Familien angefangen. Denn sie geben mir viel und es ist mir wichtig, sie gerade im Bereich Bildung zu unterstützen. Wenn ich dort leben würde, würde ich ihnen jeden Tag helfen.
Das größte Geschenk tragen wir bereits in uns: Liebe und Mitgefühl. Das ist unser größtes Gut und unbezahlbar. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!