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Integration braucht mehr als Worte – ein Erfolgsbeispiel und ein dringender Appell.

Dies ist die Geschichte von Sami, meinem Ziehsohn. Treue LeserInnen meines Blogs wird sein Name bereits ein Begriff sein. Vor neun Jahren nahm ich ihn auf, als er als afghanischer Analphabet nach Deutschland kam. Heute bin ich unglaublich stolz auf seine Entwicklung. Sami spricht fließend Deutsch, treibt regelmäßig Sport und hat sich vorbildlich in die Gesellschaft integriert. Doch seine Reise war nicht einfach – im Gegenteil, sie war voller Hürden.

Sami hatte einen Traum: Er wollte Koch werden. Doch bevor er endlich einen Ausbildungsplatz ergattern konnte, erhielt er über 100 Absagen. Eine Zahl, die sprachlos macht – und das in einem Land, das verzweifelt nach Fachkräften sucht. Es war erst durch eine persönliche Verbindung, dass es ihm schließlich gelang, einen Ausbildungsplatz in seinem Traumberuf zu bekommen.

Doch wie kann es sein, dass ein junger, motivierter Mensch wie Sami, der so viel Willen und Einsatz zeigt, kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommt? Dieses Beispiel verdeutlicht das Grundproblem: Integration funktioniert, aber sie erfordert Engagement und vor allem die Bereitschaft, Menschen wirklich zu unterstützen. Sami hatte das Glück, in ein Umfeld zu kommen, das ihn gefördert hat – viele andere haben dieses Glück nicht.

Integration ist keine Einbahnstraße

Integration bedeutet weit mehr als nur das Erlernen der Sprache oder die Anpassung an kulturelle Normen. Sie erfordert gezielte Unterstützung, Perspektiven, Vorbilder und vor allem echte Chancen. Unser Verein, seiSTARK e.V., setzt genau dort an. Wir bieten nicht nur Hilfestellung, sondern auch konkrete Möglichkeiten für Menschen – in unserem Fall in erster Linie Frauen – sich in unserer Gesellschaft zu etablieren und zu entwickeln.

Leider fehlt es in der Politik noch immer an einem echten Plan und an der Bereitschaft, die notwendigen Schritte zur Verbesserung der Integration zu gehen. In den letzten Jahren haben wir in diesem Bereich kaum Fortschritte gesehen. Statt auf innovative Lösungen zu setzen und die wichtige Arbeit von Vereinen wie unserem zu unterstützen, wird oft an den falschen Stellen gespart. Es ist frustrierend, dass wir als Gesellschaft die Integration aktiv mitgestalten müssen, weil politische Unterstützung fehlt.

Zum Glück erkennen einige Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen den Wert und die Dringlichkeit unserer Arbeit. Ohne diese Unterstützung könnten wir unseren Beitrag nicht in diesem Umfang leisten. Sie ermöglichen es uns, weiterhin einen echten Unterschied zu machen, weil sie den Wert von Integration und die Förderung von Talenten schätzen.

Doch dies kann nicht die Lösung für ein strukturelles Problem sein. Vereine wie unserer übernehmen Aufgaben, die eigentlich von der Politik geleistet werden müssten – und das oft mit minimaler oder gar keiner Unterstützung.

Die falsche Sparpolitik gefährdet unsere Zukunft

Es ist unfassbar, dass in einem der reichsten Länder der Welt, soziale Leistungen weiter gekürzt werden sollen – gerade in Zeiten, in denen das Thema Integration so brisant ist. Das Sparen an den falschen Stellen, insbesondere im Bereich Integration und soziale Projekte, gefährdet nicht nur die Zukunft vieler Menschen, sondern auch das immense Potenzial, das diese Gesellschaft in sich trägt.

Wenn wir nicht bereit sind, in die Menschen zu investieren, die zu uns kommen und Teil dieser Gesellschaft werden wollen, lassen wir unzählige Chancen und Talente ungenutzt. Das ist nicht nur traurig, es ist beschämend.

Ein Appell an Politik und Gesellschaft

Die Arbeit von Vereinen wie seiSTARK ist wertvoll, aber sie sollte nicht als Ersatz für politisches Handeln angesehen werden. Es ist Zeit, dass die Politik sich endlich ihrer Verantwortung stellt und die notwendigen Mittel für echte Integrationsarbeit bereitstellt.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch Unternehmen und Stiftungen weiterhin in diese Arbeit investieren und andere ermutigen, das Gleiche zu tun. Wenn wir wirklich eine inklusive, gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft schaffen wollen, müssen wir gemeinsam handeln. Jede Empfehlung, jede Kontaktaufnahme kann helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Integration funktioniert – wenn wir sie aktiv fördern. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!

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#KEINEVONVIELEN: Kampagne zum Internationalen Frauentag

Wussten Sie, dass nur 33% der Führungskräfte in NGOs Frauen sind?

Als eine von 20 Botschafterinnen des Macherinnen-Netzwerks Köln bin ich Teil der Kampagne #KeineVonVielen anlässlich des heutigen Internationalen Frauentags. Gemeinsam wollen wir die Gesellschaft aufrütteln und zu mehr Gleichberechtigung von Frauen hinwirken.

Als Vereinsvorsitzende von seiSTARK e.V. setze ich mich für hilfsbedürftige Frauen ein. Im Mittelpunkt unserer Arbeit als gemeinnütziger Verein steht das Empowerment von Frauen, die ihre Lebenssituation verändern möchten. Mit der Kampagne möchte ich besonders am Weltfrauentag als Botschafterin andere Frauen motivieren, sich als Mentorinnen für benachteiligte Frauen einzusetzen!

20 Frauen – eine Botschaft: Wir sind KEINE VON VIELEN. Jede von uns präsentiert mit #KeineVonVielen einen Fakt aus einer Branche, in der Frauen unterrepräsentiert sind! Von Wissenschaft über Medizin, Politik, Medien, Entrepreneurshop, Sport oder Raumfahrt bis hin zur Gastronomie. In Deutschland gilt leider immer noch, je höher die Position, desto weniger Frauen sind vertreten. Von einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft sind wir daher immer noch weit entfernt. Unser Ziel: Wir wollen andere Frauen und junge Mädchen ermutigen, an ihr Potenzial zu glauben und sie motivieren, sich gegenseitig auf dem Karriereweg zu unterstützen.

Die Kampagne wird ab heute für zwei Wochen auf den digitalen Info- und Roadside-Screens von Ströer stadtweit in Köln zu sehen sein.

Alle Kampagnenmotive und Informationen zur Kampagne finden Sie bei Interesse hier: https://lnkd.in/e2Zeg8bF

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Mein Abschied aus der CDU nach 12 Jahren

Nach 12 Jahren Mitgliedschaft habe ich in der vergangenen Woche Abschied von meiner nunmehr ehemaligen Partei, der Christlich Demokratischen Union, genommen. Viele fragen mich seitdem: Warum? Und vor allem: warum gerade jetzt?

Ich möchte zunächst darauf eingehen, warum ich überhaupt in die CDU eingetreten bin. Ich war damals im Jahr 2010 eine junge und aufstrebende Unternehmerin, die auf die ersten drei Jahre ihrer eigenen Werbeagentur und beachtliche erste Erfolge zurückblickte. An der CDU fand ich damals Gefallen, weil die Partei sich immer stark für die Interessen der Unternehmer*innen einsetzte – ohne jedoch dabei die Belange der Arbeitnehmer*innen und den sozialen Ausgleich aus dem Blick zu verlieren. Die CDU war aus meiner Sicht die letzte echte Volkspartei, die die Interessen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft auszubalancieren versuchte, anstatt nur bestimmte Interessen zu vertreten und Klientelpolitik zu betreiben.

Jahrelang war ich sehr aktiv in der Partei und brachte insbesondere im Wirtschaftsrat meine Sicht als Unternehmerin in den Willensbildungsprozess der Partei mit ein. Und dennoch ist es nun an der Zeit gewesen, das Kapitel Parteimitgliedschaft zu beenden. Es war kein spontaner Beschluss, der allein auf ein bestimmtes Ereignis zurückzuführen wäre. Vielmehr ist es ein jahrelanger Entfremdungsprozess gewesen, der bereits im Jahr 2015 begann.

Damals kritisierte ich die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel öffentlich. Von vielen Seiten bekam ich damals recht eindringlich zu hören, ich solle doch die Bundeskanzlerin und die Parteiführung nicht zu sehr kritisieren. Als jemand, der aus einem Land kommt, in der mir von der Regierung der Mund verboten wurde, war ich nicht sonderlich begeistert, dass man mir nun aus meiner eigenen Partei nahelegte, doch lieber den Mund zu halten.

Ich war zudem entsetzt über den Umgang mit meinem Freund Wolfgang Bosbach, der über viele Jahre hinweg in einigen Fragen eine andere Auffassung vertrat als die Parteiführung. Ich hätte mir von der stärksten politischen Kraft in Deutschland mehr Mut zur Meinungsvielfalt erhofft. In einem freien Land und einer demokratischen Partei muss man auch unterschiedliche Auffassungen ertragen können.

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Je länger ich in der Partei war, desto mehr bekam ich auch mit, wie sehr innerparteiliche Machtkämpfe und Intrigen das Geschehen bestimmen. Dies betrifft ganz gewiss nicht allein die CDU, sondern die gesamte Parteienlandschaft und politische Kultur. Leider ist an dem guten alten Sprichwort „Freund, Feind, Parteifreund“ durchaus viel dran.

Da ich nie politische Ämter oder Führungspositionen in der Partei angestrebt habe, hat mich dies persönlich nicht betroffen. Und doch habe ich in vielen Situationen mitbekommen, wie im parteipolitischen Alltag menschlich miteinander umgegangen wird. Ich habe für mich entschieden: das brauche ich für mich nicht – und verzichtete trotz mehrfacher Bitten darauf, mich für ein Amt oder Mandat zu bewerben. Als Quotenfrau und -migrantin, die das Image einer von alten Herren dominierten Partei etwas aufpolieren soll, stehe ich ohnehin nicht zur Verfügung.

Denn das größte Problem dieser Partei liegt aus meiner Sicht darin, dass die vielen alten Herren sich weigern, ihre Stühle zu räumen. Warum sollten nicht beispielsweise auch Politiker mit Eintritt in das Rentenalter den Weg für Jüngere freimachen? Die altgedienten Herren könnten dann mit all ihrer Erfahrung den Neulingen im politischen Betrieb als Mentoren und Wegbegleiter dienen.

Doch der wichtigste Grund für mich, meine Parteimitgliedschaft aufzugeben, liegt in der Gründung des Vereins seiSTARK e.V., den ich als geschäftsführende Vorsitzende leite. Durch die Mitgliedschaft bin ich in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit immer auch als CDU-Frau wahrgenommen worden. Ich möchte den Verein politisch unabhängig in der öffentlichen Wahrnehmung positionieren. Eine Vorsitzende, die in der CDU aktiv ist, hätte immer auch den Eindruck eines CDU-nahen Vereins erzeugt.

Bei seiSTARK soll es um die Sache gehen, nicht um Parteipolitik. Im Vordergrund stehen die vielen sozial benachteiligten Frauen, denen wir als Verein helfen wollen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Die vor dem Krieg geflohenen Frauen und Kinder aus der Ukraine, für die wir als Verein Unterkünfte, Treffpunkte, Ausflüge und Deutschkurse organisiert haben und denen wir helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden.

Bereits vor meinem Austritt, jedoch insbesondere auch danach erreichen mich viele Angebote aus anderen Parteien, die mir einen Eintritt schmackhaft machen wollen. Ich habe für mich jedoch beschlossen: Ich werde in keine Partei mehr eintreten und bleibe von nun an sowohl in meiner Funktion als Vereinsvorsitzende, als auch als Privatperson politisch ungebunden.

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Ich möchte mich dennoch von Herzen bei der CDU für die Zeit bedanken, die ich in der Partei erleben durfte. Ich nehme viel aus den gesammelten Erfahrungen und bin sehr froh und dankbar über all die Bekanntschaften und Freundschaften, die ich meiner Mitgliedschaft in der CDU zu verdanken habe. Ich würde meine Zeit in der Partei definitiv nicht missen wollen. Meinen früheren Parteifreund*innen wünsche ich viel Erfolg bei der anstehenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.

Und so sage ich zum Schluss zwar schweren Herzens, doch trotzdem mit voller Überzeugung: „Adieu, CDU!“

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Weltfrauentag: Unsere Gedanken sind bei den Ukrainerinnen und ihren Familien

Heute ist der „Internationale Weltfrauentag“. Als der Tag im Jahr 1911 das erste Mal gefeiert wurde, standen die Gleichberechtigung und das Wahlrecht der Frauen im Vordergrund.
Seit 1918 erinnert dieser Tag an die wichtige Rolle der Frau in der Welt.

Seit dem 24. Februar 2022 sind ganz besondere Frauen in unseren Mittelpunkt gerückt – die Frauen aus der Ukraine, die die Flucht ihrer Familien aus dem Kriegsgebiet koordinieren. Die den Weg ins Unbekannte wagen, um ihre Liebsten in Sicherheit zu wissen und Väter, Brüder, Ehemänner zurücklassen, ohne zu wissen, ob es ein Wiedersehen gibt. Da ich mit 13 Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen bin, kenne ich dieses Gefühl und fühle mich in den letzten Wochen genau an dieses Gefühl, an mein eigenes Trauma und die schrecklichen Bilder von Krieg und Flucht erinnert.

Als Vorsitzende des Wohltätigkeitsvereins SeiSTARK e.V. möchte ich aber auch die Gelegenheit nutzen, um mich bei einer weiteren Gruppe an Frauen zu bedanken – all den ehrenamtlichen Helferinnen und Mentorinnen des Vereins, die in dieser intensiven Zeit unglaubliches für die Frauen in Not leisten. Und ein großer Dank an unseren Spender:innen für ihr Vertrauen
und ihre Hilfsbereitschaft.
Heute, aber auch an jedem anderen Tag im Jahr, sollten wir uns als Frauen unterstützen und weiter für die Aufgaben einsetzen, für die sich schon Frauen seit dem Jahr 1911 einsetzen.

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Starke Frauen werden nicht geboren – sie entwickeln sich!

Ich bin mir immer sehr bewusst gewesen, dass ich ein überaus privilegiertes Leben führe. Für mich war dies jedoch nie eine Selbstverständlichkeit – denn ich habe immer bewusst wahrgenommen, dass es sehr viele Menschen in ihrem Leben leider viel schlechter angetroffen haben! Schon meine Kindheit im Iran hat mein Bewusstsein für soziale Themen geschärft, da die Schere zwischen Arm und Reich dort noch wesentlich ausgeprägter ist als bei uns in Deutschland. Während ich nach meiner Flucht nach Deutschland ein Leben in Freiheit genießen durfte, müssen die meisten Frauen in vielen Ländern auf der Welt die Zeit ihres Lebens noch immer mit großen Einschränkungen und unter strikten Auflagen leben. Doch auch in Deutschland haben Jahrzehnte des Feminismus zwar große Fortschritte und viele Verbesserungen mit sich gebracht. Dennoch trauen sich immer noch viel zu viele Frauen nicht wirklich, ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben zu leben und stellen oft ihre eigenen Träume zurück.

In diesem Bewusstsein habe ich mich immer schon und in vielerlei Form sozial engagiert und meine Zeit für Themen und Menschen eingebracht, die mir am Herzen liegen. So habe ich ein afghanisches unbegleitetes Flüchtlingskind aufgenommen, Patenschaften für Waisenkinder im Iran übernommen und mich in vielen wohltätigen Organisationen und Vereinen eingebracht.

Im Rahmen der TV-Sendung „3 Familien – 3 Chancen!“, in der ich Familien aus prekären Verhältnissen live betreut und unterstützt habe, haben sich insbesondere Frauen bei mir gemeldet und um Hilfe gerade für „klassische Alltagssituationen“ gebeten. Dabei hat es mich immer wieder geschmerzt, dass ich als Einzelperson diesen Hilferufen nur sehr begrenzt gerecht werden konnte.

Mit der Zeit ist dabei der tiefe Wunsch in mir weiter gereift, dieses soziale Engagement zum Mittelpunkt meines Schaffens zu machen. Ich habe als Unternehmerin alles erreicht, was ich mir hätte erträumen können. Nun ist für mich der Zeitpunkt gekommen, mich mit voller Kraft dafür einzusetzen, anderen Frauen dabei zu helfen, ihre Träume und Lebenswünsche zu verwirklichen oder einfach nur ihren Alltag zu verbessern.

Neben dem Thema Integration, mit dem ich mich viele Jahre intensiv beschäftigt habe und von dem auch mein erstes Buch handelt, liegt mir heute an erster Stelle das Thema Stärkung von Frauen am Herzen. Ich kann schlicht nicht akzeptieren, dass es im Jahr 2022 noch immer so unglaublich viele Frauen gibt, die ihren eigenen Träumen nicht nachgehen, die ihr eigenes Wohl und Vorankommen hinter das ihrer Partner stellen. Frauen, die nach Gründung einer Familie ungewollt in alte Rollenbilder zurückfallen, die von ihren Partnern kleingehalten, betrogen, gedemütigt und geschlagen werden. Frauen, die meistens von ihren Männern unterdrückt, am Studium oder Arbeiten gehindert oder sogar zwangsverheiratet werden.

All das passiert nach wie vor in unserem fortschrittlichen Deutschland , in dem Männer und Frauen dem Gesetz nach schon seit vielen Jahrzehnten gleichgestellt sind. Doch die Realität spricht allzu häufig eine andere Sprache. Darum reicht es nicht, das Gesetz auf seiner Seite zu haben. Selbstbewusstsein, Unabhängigkeit, Stärke und Willenskraft kommen von innen heraus und sind durch Rechte „auf dem Papier“ nicht zu ersetzen. Nach wie vor sind dies Eigenschaften, die unsere Gesellschaft eher als männliche Eigenschaften versteht, was sich häufig auch in der unterschiedlichen Erziehung von Mädchen und Jungen niederschlägt.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen und als Gesellschaft echte Gleichstellung zu erreichen, braucht es professionelle Angebote, die bislang nicht oder in viel zu kleinem Umfang bestehen. Es gibt viele tolle und wichtige Projekte, die Frauen helfen. Diese beschränken sich jedoch meist auf konkrete Hilfe in Notsituationen. Es fehlt jedoch an Angeboten, die nachhaltiger ansetzen und den Fokus auf die Stärkung, Befähigung und Motivation von Frauen im Alltag richten.

Starke Frauen werden nicht einfach geboren, sondern sie entwickeln sich. Deswegen habe ich gemeinsam mit 11 Mitstreiter:innen den Verein seiSTARK e.V. gegründet. Unser Ziel ist es, insbesondere sozial benachteiligte Frauen mit dem notwendigen Rüstzeug auszustatten, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und es nach ihren Träumen, Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Das erreichen wir, indem wir Frauen in schwierigen Lebenslagen starke weibliche Vorbilder und Bezugspersonen zur Seite stellen, die ihnen in allen möglichen Alltagssituationen zur Seite stehen. Informieren Sie sich hier über unseren Verein und wie Sie uns unterstützen
können:

www.seistark-ev.de

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Time to say goodbye

Als ich vor 16 Jahren beschloss, mich selbstständig zu machen, ging ich ein durchaus hohes Risiko ein. Ich war eine junge Mutter von 2 kleinen Mädchen, die einen guten Job und alle Sicherheiten des Arbeitnehmerdaseins aufgab, um ihren Traum zu verwirklichen: meine eigene Agentur zu gründen.

Zu Beginn war die Agentur lediglich ein Schreibtisch in meinem Zuhause. Heute nehme ich Abschied von der wunderschönen Villa am Bayenthalgürtel, die in den letzten Jahren und bis heute meine Agentur beherbergte. Der Traum von der eigenen erfolgreichen Agentur: er hat sich mehr als erfüllt. Die vielen Projekte und Aufträge, die ich gemeinsam mit meinem MitarbeiterInnen über die Jahre gemeistert habe, sind heute vor allem Erinnerungen an tolle Zeiten mit meinem Team, unseren Kunden und vielen Freelancern und Dienstleistern.

Besonders dankbar bin ich auch für die große Vielfalt an Kunden und Projekten, die ich mit meiner Agentur erleben durfte. Ob Großkonzern oder gemeinnütziger Verein, ob Land oder Kommune, ob Großflächenplakate oder TV-Spots, ob politische Kampagne, Messekonzeption oder Social Media – es war einfach alles dabei. Nicht viele haben das Glück, in ihrem Beruf so vielfältiges zu erleben. Auch wenn es oft auch von Stress geprägt war und jedes Projekt seine ganz eigenen Stolpersteine mit sich brachte – am Ende hat es immer Spaß gemacht, gemeinsam mit meinem großartigen Team den Kunden zufrieden zu stellen und eigene Ideen in die Realität umzusetzen.

Besonders stolz bin ich auch, dass wir es gemeinsam geschafft haben, anders als viele andere Agenturen die Corona-Krise zu überleben und nicht Konkurs anmelden zu müssen. Wir waren immer auch eine Agentur, die einen großen Fokus auf Events gelegt hat – daher hat uns der komplette Ausfall der Veranstaltungsbranche wirklich hart getroffen. Dass wir diese Zeit nicht nur überlebt, sondern sogar erfolgreich gestaltet haben, hat bewiesen, dass unser langjähriges Agentur-Motto mehr ist als eine leere Phrase: „Geht nicht gibt‘s nicht!“

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EP war mein Baby. Und wie es mit Babys so ist – irgendwann werden sie groß und müssen lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. So ist es nun auch mit meiner Agentur, die ich in gute Hände weitergebe, um mir erneut einen großen Traum und Herzenswunsch zu erfüllen. Diesmal möchte ich jedoch nicht profitorientiert arbeiten, sondern dieser Gesellschaft, die es mir ermöglicht hat, so ein tolles Leben in Deutschland zu führen, etwas zurückzugeben. Meine eigene Erfolgsgeschichte habe ich bereits geschrieben, nun möchte ich anderen dabei helfen, etwas aus ihrem Leben zu machen. Corona hat uns gezeigt, dass wir am Ende alle im selben Boot sitzen: ob arm oder reich, ob alt oder jung, ob krank oder gesund. Und wer einmal die Erfahrung gemacht hat, Menschen in Not zu helfen, der möchte nie wieder etwas anderes tun. Daher starte ich Anfang des nächsten Jahres ein soziales Projekt – von diesem möchte ich Ihnen aber noch nicht zu viel verraten. Seien Sie gespannt!

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass das nächste Jahr endlich das letzte sein wird, das wir in dieser nicht enden wollenden Pandemie verbringen müssen. Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr und vor allem viel Gesundheit! Und zögern Sie nicht, auch Ihre eigenen Träume in die Realität umzusetzen!

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Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

 

Heute ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Seit seiner Einführung durch die UN-Generalversammlung im Jahr 1999 erinnert dieser Tag uns jedes Jahr an das schreckliche Ausmaß, in dem Frauen überall auf der Welt Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt werden. Ein Ausmaß, dass nach Ansicht der Generalversammlung dazu führt, dass Frauen weltweit nicht in den vollen Genuss ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten kommen.

Aber wie sieht es in unserem fortschrittlichen und gleichberechtigten Deutschland aus? Ich war wirklich schockiert als ich die Zahlen gesehen habe. Denn laut dem Familienministerium wird jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt. Jede vierte Frau erfährt mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner. Solche Zahlen hätte ich eher aus Dritte-Welt-Ländern wie Afghanistan erwartet. Zudem sind alle Schichten davon betroffen: die Langzeitarbeitslose genauso wie  die Zahnärztin oder die Millionärsgattin.

Sicher haben Sie solche Zahlen schon häufig irgendwo aufgeschnappt, waren vielleicht kurz erschrocken darüber und haben sie dann auch schnell wieder aus dem Bewusstsein verloren. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass es zumindest einmal im Jahr diesen Tag gibt, der uns alle daran erinnert: Nach wie vor werden Frauen in einem erschreckenden Ausmaß Opfer von Gewalt. Neben der klassischen körperlichen oder sexuellen Gewalt gibt es auch psychische, wirtschaftliche oder familiäre Gewalt, wie beispielsweise junge Frauen und Mädchen, die zwangsverheiratet werden.

Leider wird Gewalt und Straftaten im Allgemeinen in Deutschland viel zu häufig nur aus der Sicht der Täter betrachtet. Was hat den Täter angetrieben? Hatte er eine schwierige Kindheit und braucht eine Therapie, um seine Neigung zur Gewalt in den Griff zu kriegen? Ist er vielleicht selbst als Kind geschlagen und misshandelt worden?

Diese Fragen sind zweifellos wichtig, um das Problem von Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Und doch sind sie nur die eine Seite der Medaille. Um Gewalt an Frauen in Zukunft häufiger zu verhindern, müssen wir Frauen stärken und zu einem Selbstbewusstsein verhelfen, dass es ihnen ermöglicht, schon auch nur bei der ersten Androhung von Gewalt zu sagen: Ich habe einen besseren Partner verdient! Denn allzu häufig kehren Frauen einem gewalttätigen Partner nach dem ersten Schlag nicht den Rücken, sondern fallen auf die Entschuldigungen und Versprechungen herein, dass es doch nur ein Ausrutscher war und nie wieder passieren wird.

Doch wer seinem Partner diesen einen Schlag verzeiht, verliert die Achtung vor sich selber und findet sich schnell in einem Teufelskreis der Gewalt wieder. Viele Frauen haben auch durch ihre Erziehung nicht die Stärke, für ihr körperliches und seelisches Wohl einzutreten und klar und deutlich zu sagen: Ich lasse mich nicht schlagen! Vielleicht haben sie bereits in der Familie Gewalt erlebt, oder traumatische sexuelle Erfahrungen nagen an ihrem Selbstwertgefühl.

Ich glaube, dass in jeder Frau eine starke Frau steckt. Manchmal braucht es dafür jahrelange Therapie, manchmal aber vielleicht auch nur ein starkes weibliches Vorbild. Sicher haben auch viele Frauen, die gerade diesen Artikel gelesen haben, bereits Gewalt erleiden müssen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und wie sind Sie damit umgegangen? Schreiben Sie mir gerne!

Warum ich gerne eine Rabenmutter war!

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In der CDU tobt hinter den Kulissen – mal wieder – der Kampf um den Parteivorsitz. Man könnte auch sagen, der Kampf der Karrieremänner. Ob Norbert Röttgen, Ralph Brinkhaus, Carsten Linnemann oder Friedrich Merz: Sie alle stellen ihre politische Karriere und ihr eigenes Vorankommen vor das Wohl ihrer Familie. Als Parteivorsitzender hat man für diese schließlich noch weniger Zeit, als ohnehin schon im zeitintensiven politischen Geschäft. Ganz zu schweigen davon, dass sie alle die meiste Zeit getrennt von Kindern und Ehefrauen in Zweitwohnungen in Berlin verbringen. Wie geht es wohl den Kindern, die von ihren Vätern zugunsten ihrer politischen Karriere derart vernachlässigt werden? Ist ihnen allen ein prestigeträchtiger Posten wirklich wichtiger als das Wohl ihrer eigenen Kinder? Ganz zu schweigen von den armen Partnerinnen, die sich jetzt neben ihrem eigenen Beruf auch noch um die Kindererziehung und den Haushalt kümmern müssen. Da könnten diese Karrieremänner und Rabenväter doch wirklich mal ihren Ehrgeiz zum Wohl ihrer Familie zurückstecken!

Klingt absurd, oder?

Für viele bin ich wohl die typische „Karrierefrau“. Warum? Ganz einfach: Ich habe es gewagt, zwei Kinder großzuziehen und dabei trotzdem meine eigenen Ziele und Träume nicht hinten anzustellen, sondern sie konsequent zu verfolgen und zu verwirklichen. Ich muss wohl nicht erklären, dass der Begriff Karrierefrau keineswegs positiv konnotiert ist. Doch warum eigentlich?

Wer von Karrierefrauen spricht, hat meist ein sehr konkretes Bild vor Augen: kaltherzige Frauen, die aus purem Egoismus für ihr eigenes berufliches Fortkommen ihre Pflichten als Mutter und Ehefrau vernachlässigen. Den Begriff „Karrieremänner“ gibt es dagegen nicht mal. Denn Männern wird es nicht vorgeworfen, Karriere zu machen ¬ es wird von ihnen erwartet! Zielstrebig, ehrgeizig, mächtig, führungsstark: All diese Eigenschaften werden Männern positiv zugeschrieben, während sie Frauen negativ als Zeichen für Rücksichtslosigkeit und mangelnden Familiensinn ausgelegt werden.

Zwar hat es selbstverständlich in den vergangenen Jahrzehnten viele emanzipatorische Fortschritte gegeben. Dass Frauen einer Berufstätigkeit nachgehen, ist mittlerweile weitgehend akzeptiert, nicht zuletzt auch, da es für die meisten Familien schlicht eine finanzielle Notwendigkeit ist. Aber WENN jemand zuhause bleibt, dann doch bitteschön die Frau! Welche Rabenmutter (dieses Wort existiert übrigens nur im Wortschatz der Deutschen) will denn nicht lieber bei ihren Kindern sein, wenn die Möglichkeit besteht? Und welcher Waschlappen kümmert sich um Wäsche und Windeln, während seine Frau in Meetings sitzt?

In Deutschland kommt im Gegensatz zu beispielsweise Ländern wie Italien oder Frankreich hinzu, dass von sogenannten Karrierefrauen erwartet wird, ihre Femininität zu verstecken, um im beruflichen Umfeld ernst genommen zu werden. Während in dort Kleider und High-Heels die Norm im Büro sind, passt man sich hierzulande der männlichen Arbeitsuniform an und wählt lieber den Hosenanzug und eine Kurzhaarfrisur. Frau will ja schließlich nicht die Gerüchteküche anheizen und sich dem Vorwurf aussetzen, sie habe ihre Position bestimmt durch eine Affäre mit dem Chef erlangt. Da ist ein allzu feminines Auftreten im Büroumfeld höchst kontraproduktiv. Die deutsche Frau erarbeitet sich Respekt und Anerkennung im Beruf durch größtmögliches Verstecken jeglicher Emotionen, übertriebene Sachlichkeit und weitgehend geschlechtsneutrales Auftreten.

Dennoch spüren auch diese Frauen die Erwartungen, die unsere Gesellschaft allen Frauen nach wie vor entgegenbringt: eine gute und liebevolle Mutter zu sein, sich um den Haushalt zu kümmern, zu kochen und dabei natürlich auch schön auszusehen. Diesen widersprüchlichen Erwartungen gerecht zu werden, ist schlicht unmöglich und viele Frauen zerbrechen früher oder später daran. Die Karrierefrau ist zugleich auch die Rabenmutter. Die Frau, die auch im Berufsleben ihre Weiblichkeit nicht versteckt, hat es schwer damit, von männlichen wie auch weiblichen Kolleg*innen ernst genommen zu werden.

Im Jahr 2021 ist es an der Zeit, diese veralteten Bilder von Geschlechterrollen endlich ad acta zu legen. Es ist beschämend, wie sehr wir Deutschen, die sich in diesen Fragen doch immer als fortschrittliches Land sehen, in Sachen Frauen in Führungspositionen hinterherhinken. Die Kanzlerschaft von Angela Merkel hat hierüber lange Zeit hinweggetäuscht. „So schlimm kann es ja in Sachen Gleichberechtigung gar nicht sein“, hieß es oft. „Wir haben doch schließlich eine Kanzlerin!“ Schaut man sich aber die Vorstände der meisten Unternehmen an, so sitzt dort zumeist allenfalls eine „Quotenfrau“. Die wirkliche Macht verteilen die alteingesessenen Männerbünde auch heute noch unter sich. Oder kennen Sie etwa ein großes Unternehmen, dessen Vorstandsetage mehrheitlich von Frauen besetzt ist?

Ich finde, wir Frauen sollten uns diese Zustände nicht länger bieten lassen. Es wird Zeit, dass wir offensiv für unsere eigenen Interessen und Bedürfnisse eintreten, ohne Angst davor, dass man dies für egoistisch halten könnte. Im Berufsleben sollten wir lernen, selbstbewusst Gehaltserhöhungen und Beförderungen einzufordern, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass wir unsere Weiblichkeit an der Eingangstür ablegen müssen. Den männlichen Seilschaften sollten wir begegnen, indem wir selbst Bündnisse schmieden und unsere eigene Macht ausspielen. Und nicht zuletzt sollten wir uns im Privatleben Partner suchen, die uns für unsere Zielstrebigkeit und unseren Gestaltungswillen nicht verurteilen, sondern die uns genau dafür bewundern und uns dabei unterstützen – so, wie wir Frauen es seit jeher für unsere Männer getan haben.

Ich jedenfalls kann heute selbstbewusst sagen: Ich war gerne eine „Rabenmutter“. Denn genau deswegen sehen mich meine Töchter heute als Vorbild!

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Mein Gast im Podcast: Dietmar Bartsch

Viele anstrengende Diskussionen habe ich in der Vergangenheit mit Linken geführt. In der neuen Folge meines Podcasts „Schaffen wir das?“ muss ich jedoch einräumen, dass meine Vorurteile gegenüber Linken bei meinem heutigen Gast nicht gerechtfertigt sind. Der Spitzenkandidat der Linken, Dietmar Bartsch, zeigte sich im Interview als überaus kompetenter und sympathischer Gesprächspartner mit einer realistischen Sicht zu den Problemen in unserem Land. Letztlich waren wir uns überraschenderweise in vielen Punkten sogar so einig, dass man zu dem Schluss kommen könnte: Vielleicht ist ja einer von uns beiden doch in der falschen Partei. Wer von uns beiden das ist? Entscheiden Sie selbst! Viel Spaß beim Hören:

Alle Folgen des Podcast finden Sie hier:
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Die vergessenen Opfer der Pandemie

Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der vergangenen Woche seine Rede bei der Gedenkfeier für die 80.000 Toten in der Pandemie hielt, sprach er von den „tiefen Wunden“, die die Pandemie gerissen hat. Doch nicht nur bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen hat die Coronakrise für Leid gesorgt. Es liegt mir völlig fern, das Leid der Hinterbliebenen kleinzureden oder zu irgendwie zu schmälern. Dennoch möchte ich heute auf die allzu oft vergessenen Opfer der Pandemie sprechen, deren Sorgen und Nöte in der von der Rentnergeneration dominierten Politik leider viel zu selten Beachtung finden.

Wenn man wie ich seine Jugend schon hinter sich hat, dann weiß man: sie ist kurz. Und dennoch ist es eine Zeit, die für die Entwicklung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter unglaublich prägend ist, und an die man den Rest seines Lebens immer wieder zurückdenkt. Diese Zeit ist unwiederbringlich. Unsere Kinder, die jetzt kostbare Monate und Jahre ihrer Jugend verlieren, werden sie niemals zurückbekommen. All das, was wir damals erleben konnten – die ersten Parties, den Abiball, das Entdecken der Freiheit und Eigenständigkeit in einer neuen Stadt zum Beginn des Studiums und unzähliges mehr: Das alles wird der jungen Generation momentan genommen.

Stattdessen erleben wir zunehmend, wie unsere Kinder am Dauerlockdown mehr und mehr zerbrechen. Immer mehr macht die Einsamkeit und Isolation von ihren einst großen Freundeskreisen sie schwermütig, und immer mehr müssen wir zusehen, wie aus zuvor lebensfrohen und optimistischen Jugendlichen verunsicherte, ängstliche und traurige Menschen werden, die Nervenzusammenbrüche erleiden und mit Depressionen kämpfen.

Doch nicht nur das fehlende für ihr Alter adäquate Sozialleben macht den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu schaffen. Auch Schule und Universität sorgen bei immer mehr von ihnen für Überforderung und Zukunftsängste. Während die Studierenden seit nun über einem Jahr keine Universität von innen gesehen haben und in ihren 1-Zimmer-Appartments und WG-Zimmern auf die Vorlesungen am Bildschirm verfolgen, sind Schüler die Leidtragenden des ständigen Hin und Her von Schulschließung- und Öffnung, Wechsel- und Distanzunterricht, Masken- und Testpflicht. In über einem Jahr waren sie insgesamt 3 Monate in der Schule und die Konzentration leidet unter der Maske erheblich. Experten schätzen die entstandenen Lernlücken auf bis zu 40% und es verwundert daher nicht, dass immer mehr von ihnen zusätzlich Nachhilfe benötigen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Masken und Tests in der Schule müssen leider sein, 600 Studenten im Vorlesungssaal sind aktuell einfach nicht möglich und auch Parties kann man im Moment einfach nicht verantworten. Doch all das ändert nichts daran, dass sich die jungen Menschen, die davon betroffen sind, nur noch gegängelt, schikaniert, gestresst und überfordert fühlen. Dass am Montag die Schulen nun ein weiteres Mal geschlossen werden sollen, zeigt einmal mehr die Orientierungslosigkeit der Politik auf und kann nur noch für Kopfschütteln sorgen.

Hoffen wir alle, dass die Pandemie trotz der immer wieder aufkommenden Mutationen bald ein Ende nimmt. Doch viele unserer Kinder werden die psychischen Folgen dieser Zeit noch lange begleiten und müssen es womöglich auch in Zukunft ausbaden.