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Zwischen Himmel und Hölle: Flüchtlingslager in Griechenland

Vor ein paar Tagen bin ich zurückgekehrt aus dem heiß ersehnten Urlaub. Endlich wieder ein Stück Normalität, ein bisschen ungetrübte Lebensfreude in diesen vom Coronavirus dominierten Zeiten. Auch wenn natürlich auch in meinem Reiseziel Griechenland das Virus ein Thema ist, so war es doch sehr schön, ein wenig Abstand vom deutschen Alltag zu gewinnen und Sommer, Sonne und Meer zu genießen.

Und doch wollte ich in meinem Urlaub nicht nur die schönen Seiten des Lebens genießen, sondern angesichts der jüngsten Diskussionen um die Situation in griechischen Flüchtlingslagern gerade auch wegen meiner eigenen Geschichte als Flüchtlingskind nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in dieser paradiesischen Umgebung Leid und Elend gibt. Es war mir ein großes Anliegen, mir ein eigenes Bild zu machen von der Situation der Flüchtlinge. Insbesondere aus gesundheitlichen und Sicherheitsgründen wurde mir jedoch strengstens davon abgeraten, ein Lager von innen zu besichtigen. Gerne wäre ich dort mit den Menschen ins Gespräch gekommen und hätte mir ein Bild von ihren Geschichten, ihren Träumen und Ängsten gemacht.

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So blieb mir nur die Möglichkeit, von außen einen Eindruck aus nächster Nähe zu erhalten. Und ich kann Ihnen sagen: Auch, ohne nur einen Fuß in ein solches Lager zu setzen, ist es ein sehr beklemmendes Gefühl. Von außen betrachtet wirkt es eher wie ein Hochsicherheitsgefängnis für Schwerverbrecher, als wie eine Unterkunft für Menschen in Not. Auch die direkte Umgebung des Lagers, wo die Kinder sich mit Reifen und Flaschen Tore zum Fußballspielen gebaut haben und sich der Müll teilweise türmt, hat eher die Anmutung eines Dritte-Welt-Landes, als eines Mitglieds der Europäischen Union.

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Ich finde es beschämend, dass wir solche Zustände nun schon seit Jahren hinnehmen und es nicht schaffen, für mehr Humanität und menschenwürdige Lebensbedingungen zu sorgen. Aber diese Aufgabe darf nicht alleine an Deutschland hängenbleiben. Es muss hier zu einer europäischen Lösung kommen im Sinne einer gerechten Aufteilung der Flüchtlinge in Europa. Denn auch die Griechen fühlen sich in dieser Situation sehr allein gelassen. Sie sind es, die in ihrem täglichen Leben die Auswirkungen der globalen Flüchtlingskrise am stärksten zu spüren bekommen. Ich habe Verständnis dafür, dass bei den Menschen dort die Akzeptanz und die Bereitschaft für die Aufnahme von Flüchtlingen gesunken ist und dass sie sauer sind auf den Rest Europas.

Und dennoch: Wer seine Heimat verlässt und bereit ist, sich und seine Kinder solchen Zuständen auszusetzen, der tut dies nicht aus Spaß oder für ein bisschen mehr Geld in der Tasche. Sie fliehen, weil in ihren Heimatländern Krieg herrscht, sie politisch verfolgt werden, teils auch gefoltert wurden und ihr Leben in Gefahr sehen. Ganz besonders für Frauen und Kinder müssen wir als Europäer hier weiterhin hilfsbereit sein.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiterhin gesund und genießen Sie das Wochenende!