Viele wissen bereits, dass ich ein sogenanntes Kriegskind bzw. Flüchtlingskind bin und mit knapp 13 Jahren mit dem Segen meiner Eltern nach Deutschland kam. Den Unterhalt hat mir mein Vater gezahlt, später habe ich gearbeitet, um mein Leben finanzieren zu können. Ich habe keinen Cent, oder damals besser: Pfennig vom deutschen Staat erhalten oder beansprucht. Um mich zu integrieren, habe ich selbstständig bis spät in die Nacht Deutsch gelernt, um in der Schule gut zu sein, ein Studium zu beginnen und mir eine Karriere aufzubauen. Mein Wunsch und sehnlichstes Anliegen war es, mich in Deutschland schnellstmöglich zu integrieren! Heute leite ich erfolgreich eine Werbeagentur in Köln, ep communication GmbH.
Ich bin ein integriertes Mitglied der Gesellschaft, Deutschland ist meine Heimat. Nach den Silvester-Ereignissen habe ich jedoch festgestellt, dass der Fremdenhass allgemein und auch das Misstrauen und die Abneigung mir gegenüber zunehmen. Das finde ich sehr traurig. Andererseits kann ich die Angst der Menschen verstehen. Ich bin selbst Mutter zweier Töchter und wenn ich die Bilder von der Silvesternacht sehe, bin ich entsetzt und habe Angst um sie. Und auch generell kann ich nicht mehr so sorglos durch die Stadt laufen, sondern habe eher ein mulmiges Bauchgefühl.
Um mich als erfolgreich integrierte Geschäftsfrau zur Silvesternacht, die nicht nur symbolisch sondern auch tatsächlich eine neue Ära eingeläutet hat, befragen zu können, hat mich Stern TV neben drei anderen Migranten in ihre Live-Sendung eingeladen.
Steffen Hallaschka fragte mich in der Sendung, ob es nicht absurd sei, dass jemand, der selbst Migrant ist, eine Angst vor Migranten entwickelt und diese Angst an seine Töchter weitergibt. Meine deutliche Antwort darauf war: Ja, ich habe Angst und es macht mich wütend, dass andere Frauen in Deutschland Angst haben müssen, auf die Straße zu gehen. Diejenigen, die diese schrecklichen Taten an Silvester begangen haben, müssen begreifen, dass in Deutschland eine Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern herrscht.
Meine Meinung zu diesem Thema, nämlich dass Kriminelle – ob Flüchtlinge, Ausländer oder Migranten, die sich nicht integrieren wollen, in Deutschland nur Gast sind und sich auch als Gast entsprechend benehmen sollen, habe ich in der Sendung eindeutig zum Ausdruck gebracht. Schon während der Sendung stand mein Handy nicht mehr still, denn ich habe das ausgesprochen, was sich viele nicht mehr trauen zu sagen. Sie haben Angst, missverstanden oder in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Ich distanziere mich jedoch ausdrücklich davon und habe weder mit der AFD noch anderen radikalen Parteien zu tun!
Im Anschluss an die Sendung habe ich mich lange mit dem Stern TV-Team unterhalten, die übrigens einen tollen Job geleistet haben – vielen Dank dafür! Es wurde sehr bedauert, dass die Sendezeit so kurz war und dass keine lebhafte Diskussionsrunde entstehen konnte.
Etliche Presseanfragen für weitere Talkshows haben mich im Anschluss an die Stern TV-Sendung erreicht. Ich habe mich also nach langem Abwägen dazu entschlossen, zwei Wochen später die Einladung der ARD Polit-Talkshow „Hart aber fair“ anzunehmen…
Am 01.02.2016 lautete das Thema „Bürger in Angst, Polizei unter Druck – ist unser Staat zu schwach?“ Teil der Runde war auch Wolfgang Bosbach, den ich vor Jahren kennen- und sehr schätzen gelernt habe. Der Talk war sehr kontrovers und es entwickelte sich eine lebhafte Debatte – kann, soll oder darf man Kriminelle in Schutz nehmen und vermeintliche Bagatelldelikte wie Taschendiebstahl verharmlosen und akzeptieren, damit die Polizei mehr Kapazitäten für die wirklich „großen“ Fälle hat? Nein, das ist meine eindeutige Antwort dazu. Ob Taschendiebstahl, sexuelle Belästigung oder Wohnungseinbruch – Kriminelle, egal woher sie kommen, müssen sofort bestraft, strafrechtlich verfolgt und, wenn es nach mir ginge, auch in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Denn diese Kriminellen nehmen den Kriegsflüchtlingen nicht nur die Empathie und Sympathie weg sondern auch Plätze und Ressourcen.
Nicht nur das Medienecho war enorm, sondern auch die persönliche Resonanz. Mich erreichten etliche Nachrichten und Mails, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Fremde Menschen erkennen mich auf der Straße und bitten um Rat, wie sie sich und ihre Kinder schützen können oder fragen mich, warum ich nicht in die Politik gehe.
Ich bleibe jedoch der Werbebranche, meiner großen Leidenschaft treu, denn hier kann ich nicht nur reden, sondern auch handeln – ich bin eine Macherin. Ich lasse die Politiker die Arbeit machen und ich hoffe also, dass auch in der Politik nach den Vorfällen nicht nur geredet, sondern endlich auch gehandelt und umgesetzt wird!