Der Begriff „Integration“ ist für mich mittlerweile eines der Worte der letzten drei Jahre. Sowohl in der Politik auf allen Ebenen, aber auch im kleinen Plenum hat sich dieser Terminus etabliert. Gefühlt an jeder Ecke und bei jedem Gespräch zum Thema Flüchtlinge, Ausländer und Einwanderer fällt der Begriff „Integration“. Ich finde es gut, dass viel darüber gesprochen wird, weil es ein sehr wichtiges Thema unserer modernen Zeit geworden ist. Gleichzeitig aber muss ich den Sinn hinterfragen. Ich habe das Gefühl „Integration“ wird zunehmend inflationär benutzt – im Vorbeigehen, als Parole, als großes Wort, um einen leeren Satz zu füllen. Wir reden über Integration als wäre es etwas komplett Selbstverständliches. Wir alle wollen Fachmänner sein, es besser wissen. Doch wissen wir es wirklich besser?
Es ist eine Frage die ich mir seit geraumer Zeit stelle. Ich habe seit jeher die Meinung vertreten, dass es unheimlich wichtig ist die Integrationspolitik voranzutreiben, denn es hätte auf lange Dauer positive Auswirkungen auf den demographischen Wandel, die Kultur, die Wirtschaft und die internationalen Beziehungen unserer Bundesrepublik. Dafür wäre ein ausführlich durchdachtes Integrationsgesetz unerlässlich, jedoch habe ich bislang maximal nur Ansätze der Regierung gesehen dies zu verwirklichen.
Im Deutschen gibt es das Sprichwort „gut Ding will Weile haben“, und es trifft zu, dass gut Durchdachtes und Geplantes besser funktioniert, als etwas das man schnell entscheidet, insbesondere bei einem so immens wichtigen Sachverhalt wie Integration. Doch wenn man rückblickend auf die Integrationspolitik schaut, bemerkt man, dass sich nicht nur in den letzten drei Jahren sehr wenig verändert hat, sondern es bereits seit 20 Jahren stagniert. Resultierend daraus entspringt der steigende Einwandererzuwachs. Integration funktioniert nur dann, wenn es dahingehend ein äquivalentes Einwanderungsgesetz gibt, denn das ermöglicht erst den flüssigen Übergang zwischen Einwanderung und Integration. Es ist wie eine Baustelle, an der ständig gearbeitet wird und man trotzdem das Gefühl bekommt, es wird nicht fertig.
Ich glaube, 20 Jahre sind Weile genug um ein vernünftiges Konzept entwickeln zu können, deswegen war ich seit langer Zeit in diesem Punkt sehr enttäuscht, bis zum gestrigen Tag, als ich zu dem Wirtschaftspreis der AWH eingeladen wurde. Bei dem Preis traf ich den stellvertretenden Ministerpräsidenten der FDP und Minister für Integration, Bildung und Familie, Herrn Dr. Joachim Stamp, mit dem ich eine sehr nette und sympathische Unterhaltung hatte und der eine Rede hielt, welche bei mir das Herz aufgehen ließ. Durch die Koalition in NRW der FDP mit der CDU, plant Schwarz/Gelb nun aktiv ein neues Einwanderungsgesetz, mit dem Drang ein fertiges Konzept so schnell wie möglich zu präsentieren, welches sowohl der Einwanderung, als auch der Integration dient und damit für viele der bestehenden Probleme eine Lösung aufzeigen würde.
Doch bei aller Euphorie, meiner positiven Einstellung der neuen Regierung gegenüber und der Hoffnung auf baldige Umsetzung des Entwurfs, wiege ich mich in einem Hauch von Skepsis. Zu groß waren die Enttäuschungen der letzten Jahre, mindestens genauso groß wie die Worte der Politiker, die schlussendlich nur als Gerede betitelt werden können.
Ich hoffe, dass wir nun die Zeit einläuten, in der Begriffe wie „Einwanderung“ und „Integration“ nicht nur große Satzfüller in leeren Sätzen sein werden, sondern als stabile Säulen in unserer modernen Generation fungieren, denn das ist das Ziel wonach unsere Gesellschaft streben sollte.