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Ich bin Geimpfte, keine Verbrecherin!

Der in der letzten Woche zwischenzeitlich verhängte Impfstopp für AstraZeneca war einer von vielen herben Rückschlägen, die wir in diesen Zeiten in Deutschland erleben mussten. Als wäre das anhaltende Totalversagen seitens der Politik und der scheinbar ewig währende Lockdown nicht genug des Übels: Nun wurden auch noch die ohnehin sehr schleppend verlaufenden Impfungen ausgesetzt.

Zwar ist es wichtig, dass man die gehäuft aufgetretenen Fälle von Sinusvenenthrombosen ernst nimmt und der Sache nachgeht, um die Ursache zu ermitteln – doch trotzdem bin ich der Meinung, man hätte die Impfung fortsetzen müssen und parallel auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten sollen, bevor man das bereits angekratzte Vertrauen der Bevölkerung in diesen Impfstoff so dramatisch beschädigt. Denn dass mit Arzneimitteln in wenigen Einzelfällen schwerwiegende und sogar tödliche Nebenwirkungen einhergehen können, ist eigentlich völlig normal und nichts neues. Trotzdem schlucken wir im Regelfall recht bedenkenlos die Pillen, die uns vom Arzt verordnet werden und lassen uns von den im Beipackzettel angegebenen seltenen Begleiterscheinungen nicht verunsichern – weil wir Nutzen und Risiko abwägen und zu der Erkenntnis kommen, dass wir das geringe Risiko in Kauf nehmen.

Eine solche Nutzen-Risiko-Abwägung hätte die Politik auch dazu verleiten sollen, weiter mit AstraZeneca zu impfen, anstatt die Bevölkerung unnötig in Panik zu versetzen und dann zwei Tage nach diesem Schnellschuss so wieder so zu tun, als ob nichts wäre. Denn letztendlich hat uns der Impfstopp nichts gebracht, außer die von der Politik völlig verkorkste Impfkampagne noch weiter zu verlangsamen. Aller Voraussicht nach wird uns dies im Vergleich zu den Fallzahlen der Sinusvenenthrombosen ein Vielfaches an Menschenleben kosten, wenn am Ende Menschen an Corona sterben, die andernfalls in dieser Zeit geimpft worden wären. Zählt man die durch den Vertrauensverlust entstandene Reduktion der Impfungen in der Zeit nach der Impfpause noch hinzu, ergibt sich ein noch verheerenderes Bild.

Neben dem Impfstopp kostet aber auch die unsägliche Bürokratie in diesem Land zunehmend Menschenleben. Bald impfen wir womöglich nicht nur nach Alter, Beruf, Vorerkrankungen und Körpergewicht sondern auch noch anhand des Geschlechts, der Religion, der Schuhgröße oder der Haarfarbe. Vielleicht gilt man bald als Verbrecher, wenn man es wagt, sich mit Körpergröße 1,75 impfen zu lassen, obwohl doch erst die unter 1,70 großen an der Reihe sind. Ich habe viele Freunde in Ländern wie den USA, Großbritannien oder den Emiraten, und sie alle lachen sich nur noch kaputt über uns Deutsche und unseren Regulierungswahn. Sie sind allesamt geimpft, egal ob jung oder alt. Und sie sind schockiert, dass ein Land, dass sie sonst für seine Effizienz und seine Organisation bewundert haben, sich bei den Impfungen dermaßen vor der Welt blamiert. Die deutsche Politik und ihre Bestimmungen, Regelungen und Verordnungen sind für viele Menschen, die von außen auf uns schauen, nur noch ein Witz. Es könnte viele Jahre dauern, bis wir das von unserer Regierung ruinierte internationale Ansehen wieder aufgebaut haben.

Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll, eine Impfreihenfolge festzulegen, weil wir so früh wie möglich die Ältesten und Schwächsten schützen müssen. Letztendlich schützt aber jeder durch seine Impfung die Gesellschaft, unabhängig von Alter und Beruf. Wenn es in Deutschland für viele Menschen wichtiger zu sein scheint, streng die Reihenfolge einzuhalten, als möglichst viele Menschen so schnell wie nur irgendwie möglich zu impfen – dann ist es nicht verwunderlich, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern momentan auf ganzer Linie versagen. Wenn wir dieses Versagen als Bevölkerung aus Neid und Missgunst gegenüber Geimpften auch noch gutheißen, dann werden wir am Ende in Deutschland an Bürokratie sterben, nicht an Corona.

Ich habe vor einigen Tagen meine Erstimpfung erhalten, und zwar aus beruflichen Gründen, die mit der offziellen Impfreihenfolge konform sind. Doch selbst, wenn dies nicht der Fall wäre: Ich würde mich nicht dafür schämen, eine sogenannte „Impfvordränglerin“ zu sein. Denn mit meiner Impfung schütze ich auch andere Menschen um mich herum und trage dazu bei, dass wir diese Pandemie überwinden.

Ich habe mir nach meiner Impfung vieles an Anfeindungen und Beschuldigungen anhören müssen. Man hätte anhand der Reaktionen meinen können, ich wäre infiziert durch die Kölner Innenstadt gelaufen und hätte bewusst Menschen angehustet, so feindselig und voller Verachtung waren teilweise die Kommentare. Ich habe mit meiner Impfung jedenfalls niemandem etwas weggenommen. Im Impfzentrum herrschte gähnende Leere und ich habe noch am gleichen Tag nach Erhalt meiner Impfberechtigung einen Termin bekommen.

Bitte fragt nicht mich, sondern die Politiker, warum eure Eltern oder Großeltern nicht geimpft worden sind, denn sie tragen die Verantwortung für dieses Desaster. Eines ist jedoch klar: Wir können es uns in dieser Lage schlicht nicht mehr leisten, dass wir lieber Impfdosen entsorgen, als jüngere Menschen zu impfen.