emisami

Wie geht es eigentlich Sami?

Wie wohl die meisten meiner Leserinnen und Leser wissen, habe ich vor einigen Jahren einen Flüchtlingsjungen aus Afghanistan kennengelernt – und ins Herz geschlossen. Der junge Mann heißt Sami und ist mittlerweile schon 19 Jahre alt! Viele fragen mich immer wieder, wie es eigentlich Sami geht, was er so macht und wie er sich integriert hat.

Sami hat sich sehr gut in Deutschland eingefunden und lebt inzwischen bei einer deutschen Familie, die sich gut um ihn kümmert. Obwohl er als Analphabet hierher kam, ist er mittlerweile ein sehr guter Schüler, der nicht nur super die deutsche Sprache beherrscht, sondern auch sehr gut schreiben und lesen kann. Er arbeitet neben der Schule, fängt bald eine Ausbildung an und ist gut integriert. Sami hat einen großen Freundeskreis, ist sehr sportlich und wie man auf dem Bild sehen kann, mittlerweile auch einen ganzen Kopf größer als ich! Ich bin sehr stolz auf „meinen Sohn“ und darauf, wie er sich entwickelt hat und wie weit er schon gekommen ist.

So wie ich, und auch viele anderen Menschen mit Migrationshintergrund, hat Sami hier die deutsche Bürokratie kennengelernt – und war damit natürlich heillos überfordert. Sein Aufenthaltsstatus ist „geduldet“, d.h. er kann (voraussichtlich) in Deutschland bleiben. Dass er einen Ausbildungsplatz hat, beeinflusst das ganze natürlich positiv. Der Weg hierhin war auf jeden Fall sehr lang und hart, es gab viele Termine mit Anwälten, Sozialarbeitern etc. Ich kann nur von Glück sagen, dass Sami mich und seine „Zieh-Familie“ hat. Alleine würde man durch den ganzen Bürokratie-Dschungel nicht durchblicken.

Umso wichtiger ist es mir, dass sich noch mehr Menschen engagieren. Denn rückblickend war es für Samis Entwicklung und Integration sehr wichtig, dass ich ihn unter meine „Fittiche“ genommen habe, denn ich habe ja selbst eine ähnliche Geschichte. Auch ich war hier ohne Eltern in einem fremden Land – aber ich hatte glücklicherweise nicht nur Ehrgeiz und Biss, sondern auch die richtigen Vorbilder und Mentoren.

Ich sage es immer wieder, wie wichtig solche Bezugspersonen für Neuankömmlinge sind. Es ist nicht nur wichtig, dass sie die Sprache lernen, sondern auch die Sachen lernen und verstehen, die für uns total naheliegend sind. Zum Beispiel, dass man bei rot an der Ampel stehen bleibt, dass Frauen hier eine ganz andere Rolle spielen und welche Gesetze und Regeln es hier gibt. Aber auch, welche Werte es hier gibt – wie Disziplin, Toleranz, Ehrlichkeit, Solidarität, Gleichberechtigung, Offenheit und Respekt. Sami hat diese Werte mittlerweile verinnerlicht und sehr zu schätzen gelernt!

Ich versuche immer wieder, Freunde und Bekannte dazu zu bringen, jugendliche Flüchtlinge zu unterstützen und ihnen als Mentor zu dienen. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne ein schönes Wochenende und hoffe, dass auch Sie Mentor für ein Flüchtlingskind werden!