Immer wieder lese ich Headlines darüber, nicht nur in Frauenzeitschriften, wie sich das weibliche Geschlecht zu verhalten hat und inwieweit sich Frauen verändern „müssen“, um (Traum)Männern zu gefallen.
Jedes Mal, wenn ich so etwas lese oder höre, frage ich mich:
Warum suggeriert man Frauen, dass sie etwas an sich oder ihrem Verhalten ändern sollten, wenn sie anderen, insbesondere Männern, gefallen möchten?
Dadurch wird ein enormer Druck auf das weibliche Geschlecht ausgeübt. Man vermittelt ihnen indirekt, dass sie so wie sie sind, nicht gut genug sind, um langfristig einen Mann an sich zu binden. Wieso werden ganze Anleitungen sowie unendlich viele Verhaltenstipps über diverse Medien an uns herangetragen, die uns zeigen, wie wir zu der „perfekten“ Frau werden? Jeder von uns ist ein Individuum und ich finde nicht, dass sich irgendeine Frau verändern sollte, um einem (bestimmten) Mann zu gefallen. Aber genau dieses Thema ist und bestärkt das Problem unseres gesellschaftlichen Denkens. Frauen wird immer noch eingeredet, dass sie diejenigen sind, die sich anpassen sollten und darauf zu achten haben, dass sie einem Mann durch „richtiges“ Verhalten langfristig an sich binden. Dabei ist dies eine völlig falsche und kranke Sichtweise, wie ich finde. Wir leben in einer modernen, aufgeschlossenen und globalisierten Welt. Frauen sind längst nicht mehr auf einen Mann angewiesen. Wir gehen unseren eigenen Weg, üben Berufe aus, machen vielleicht Karriere und koordinieren nebenbei anfallende Verpflichtungen wie den Haushalt. Viele Frauen sind stärker als so manche Männer, damit meine ich nicht körperlich, sondern psychisch. Die Aufgabenbereiche von Frauen haben sich nicht nur verändert, sondern sind mit den Jahrzehnten gewachsen. Frauen sind für unterschiedlichste Dinge zuständig und kümmern sich um mehrere Bereiche gleichzeitig. Neben dem Job, dem Haushalt, den Kindern und den eigenen Bedürfnissen sollen wir laut Gesellschaft aber in jedem Fall auch darauf achten, dass wir unseren Optimierungsdrang nicht vernachlässigen, um dem männlichen Geschlecht zu imponieren. Dies gelingt laut unserer Gesellschaft nur dann, wenn wir bestimmte Verhaltensweisen annehmen.
Wo bleibt da das Individuum und wieso suggeriert die Gesellschaft, dass man so wie man ist, scheinbar nicht ausreicht?
Alles rund um das Thema „Wie Frauen zu sein haben“ sind im Hinblick auf die Weiterentwicklung des weiblichen Geschlechts absolut kontraproduktiv, ich würde sagen hinderlich. Viele Frauen kämpfen mit einem geringen Selbstbewusstsein und haben, oft auch in Beziehungen, ein zu geringes Selbstwertgefühl. Vielleicht sogar entstanden aufgrund des gesellschaftlichen Einflusses, der uns tagtäglich daran erinnert, dass wir so, wie wir sind, nicht ausreichen und wir uns in einem ständigen Optimierungsprozess befinden. Wir sollten stetig daran arbeiten, dass wir besser, schöner, effektiver, netter, liebevoller, verständnisvoller werden. Uns werden nicht nur die perfekten Körpermaße vorgegeben, die Männeraugen größer werden lassen, sondern auch der perfekte Charakter, die perfekten Eigenschaften, perfekten Verhaltensweisen und vieles mehr. Das alles ist nicht gerade förderlich, wenn man wie ich daran arbeiten möchte, dass Frauen sich selbst vertrauen und ihren eigenen Wert erkennen und zu schätzen lernen. Warum sollten Frauen ständig das Gefühl haben, dass sie nicht ausreichen oder nicht gut genug sind? Dass dies der Fall ist, zeigen mir viele Verhaltensweisen von Frauen, die Aussagen treffen wie: „Ich glaube es liegt an mir. Vielleicht bin ich nicht schön/lieb/attraktiv genug.“
Nehmen wir an zwischen einer Frau und einem Mann gibt es ein Beziehungsproblem. Was passiert? Die Frau bezieht es in den meisten Fällen erst einmal auf sich. Dieses Verhalten zeigt, dass sie (zu) schnell an sich selbst zweifelt. Frauen beziehen auftauchende Probleme häufig auf sich und ihr eigenes (Fehl)Verhalten. Dabei wäre es richtig und gesund, wenn sich beide Geschlechter gleichermaßen fragen, warum dieses Problem existiert und was sie tun können, um es gemeinsam zu beheben. Ich finde es sehr traurig und beschämend, dass diesem Problem in unserer Gesellschaft nicht aktiv entgegengewirkt wird.
Es ist an der Zeit sich von dem gesellschaftlichen Idealbild zu distanzieren.
Es ist weder zeitgemäß, noch realistisch. Es macht schlichtweg keinen Sinn. Weder für das männliche, aber vor allem nicht für das weibliche Geschlecht. Frauen sollten sich darauf konzentrieren wer sie sind und was sie leisten. Dadurch finden sie zu sich selbst, nicht durch irgendeine Verhaltensänderung. Wenn sich eine Frau selbst zu schätzen weiß, wird sie auch von anderen geschätzt und geliebt. Denn was ist weniger attraktiv als ein Fähnchen im Wind, was durch den Einfluss von außen versucht sich selbst zu finden? Deshalb ist meine Botschaft an alle Frauen da draußen: Schaut in den Spiegel und lernt euch selbst schätzen. Ihr seid toll, außergewöhnlich, stark und liebenswert. Wenn ihr das für euch erkennt und annehmt, kann euch kein Mensch dieser Welt vom Gegenteil überzeugen. #staystrong