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Donald Trump – im (Muslim) Bann der USA

Seit nun etwas mehr als drei Wochen stockt mir der Atem. Der 20 Januar 2017 in den USA läutete eine neue politische Ära ein. Neues Gesicht, neuer Präsident, neue Ideen, neues Amerika. Das Motto „Make America great again!“ – der Slogan für die nächsten vier Jahre. Vier Jahre, die in der Theorie positiv klingen, allerdings bei genauer Betrachtung zu sehr langen, qualvollen Jahren mutieren können. Der Grund dafür ist zum einen die Personalie des Präsidenten „Donald Trump“, zum anderen seine jüngsten politischen Entscheidungen, mit bereits weit diskutierten, gravierenden und weitreichenden Folgen.

Schon der Wahlkampf grenzte an eine Farce. Aus zahlreichen Debatten und Skandalen der beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump wählte die Mehrheit der amerikanischen Staatsbürger Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Allein die Entstehung war für mich ein Schrecken. Ein Mann, der jegliche gesellschaftliche Statuten mit Füßen tritt, die Menschen öffentlich dreist belügt, rassistische und frauenfeindliche Äußerungen tätigt, als wäre es ein alltäglicher Umgangston: Dieser Mann bekleidet nun das höchste Amt einer der größten Wirtschaftsmächte unserer Welt. Er trägt die Verantwortung für eine Gesellschaft, die sich bisweilen dadurch auszeichnete, aus zahlreichen verschiedenen Nationalitäten zu bestehen und diese alle unter einer Flagge zu vereinen. Eine Gesellschaft, die lange Zeit als Vorbild galt. Dies droht nun nach und nach zu zerbrechen.

Eine der ersten Amtshandlungen Trumps war es, ein Einreiseverbot für gleich sieben muslimische Länder zu verhängen. Staatsbürger aus dem Iran, dem Irak, Libyen, Somalia, dem Sudan, Syrien und dem Jemen wurden mit sofortiger Wirkung für die nächsten 90 Tage die Einreise in die USA verwehrt. Die Begründung dafür sei die Prävention für terroristische Aktivitäten. Die Gefahr für Anschläge im Landesinneren sollte minimiert werden. Sogleich werfen sich mir Fragen auf. Nach welchen Kriterien wurde der Bann für genau diese sieben Länder ausgesprochen?  Ging es nach der Population, Größe, Menge der Mitglieder der radikal-islamistischen Szene in dem jeweiligen Land? Oder nach reiner Willkür? Letzteres erscheint mir als sehr realistisch, denn betrachtet man die letzten zehn Jahre, so wurde kein einziger Anschlag auf amerikanischem Boden durch einen Terroristen mit der Nationalität eines der sieben Länder begangen. Kurios ist zugleich, weswegen Länder wie Saudi-Arabien und Ägypten nicht auf der Liste stehen, obwohl sie charakteristisch die gleichen Merkmale aufweisen wie die betroffenen. Trumps Interessen sind bei weitem nicht nur politischer Natur, denn sowohl in Saudi-Arabien, als auch in Ägypten befinden sich Hotelanlagen, die ihm gehören. Sollte er diese ebenfalls mit dem Einreiseverbot belegen, drohte ihm aus privat-wirtschaftlicher Sicht ein schwerer Verlust. Somit befallen mich starke Zweifel, dass sein ausgehängtes Reiseverbot mehr dem Wohl des Landes dient als seinen persönlichen Interessen.

Für mich in jeglicher Hinsicht ein Schock. Ich bin selber Muslimin und fühle mich persönlich angegriffen und diskreditiert über eine solche Handlung. Es ist unmöglich, Menschen einer Glaubensrichtung und einer Religion so zu pauschalisieren und als potentielle terroristische Gefahr darzustellen. Es ist unbegreiflich, dass dadurch meine Familie, Freunde und Bekannte und 200 Millionen weitere Menschen gefährdet und in ihrer Freiheit eingeschränkt werden.  Zum Stichwort Freiheit: Die Vereinigten Staaten und vor allem unsere westliche Welt standen stets für die Entfaltung der persönlichen Freiheit eines jeden, unabhängig der Glaubensrichtung, des Geschlechts, der Nationalität. Dieses Recht, wofür viele Menschen über eine lange Zeit gekämpft haben, wird mit nur einer Handlung auseinandergerissen. Die Entwicklungen bereiten mir große Sorgen. Die zeitweilige Durchsetzung des Einreiseverbots stimmt mich sehr nachdenklich. Einen fünfjährigen Jungen über Stunden am Flughafen festzuhalten, vermeintlich in Handschellen ist eine radikale, ungerechtfertigte und unwürdige Behandlung eines Menschen und noch weitgreifender, eines Jungen, der noch nicht einmal seinen sechsten Geburtstag erreicht hat. Die Argumentation des Sprechers von Trump war – mit Verlaub – billig. Es sei rechtens gewesen, da man potentielle terroristische Gefahr nicht vom Geschlecht oder vom Alter abhängig machen kann und soll. Es ist eine Handlung, die einiges über die neue Macht Trumps, und über seine politische und noch weitreichender, seine Einstellung gegenüber Menschen aussagt. Die USA verliert damit an Ansehen, nicht nur bei Einzelpersonen, sondern auch bei anderen Staaten. Das Einreiseverbot kann weitreichende zukünftige Folgen für die USA und ihrer internationalen Beziehungen zu Europa und besonders zu muslimischer Staaten zufolge haben.

Zum Glück wurde das Einreiseverbot nun zwischenzeitlich durch das Bundesgericht landesweit gestoppt und aufgehoben. Es ist die Reaktion auf eine übereilte, nicht durchdachte, schlecht geplante und teils unmenschlich ausgeführte Handlung eines einzigen Mannes, der in seiner kurzen Amtszeit bereits bewiesen hat, dass die Skepsis im Vornerein berechtigt war. Ein sehr erfolgreicher Business-Man muss nicht zwangsläufig ein gutes Staatsoberhaupt sein. Ein Indiz dafür sind die vielen Kritiker aus der Gesellschaft und selbst aus seiner eigenen Partei. Es hat Raritätswert, dass ein Präsident so kurz nach Amtseinführung Gegenwind in einem so hohen Maße bekommt wie Donald Trump.

Ein neues Gesicht, ein neuer Präsident, neue Ideen, neues Amerika. „Make America great again!“, ein Slogan, der besser klingt als das was er derzeit ausstrahlt. Doch noch ist genug Zeit für Veränderung und ich hoffe inständig, dass die nächsten vier Jahre mehr sein werden als der Alptraum der letzten drei Wochen.